Grüne Europagruppe Grüne EFA

29.03.11 Dow Jones
BRÜSSEL-Fleisch und Milch geklonter Tiere sowie deren Nachkommen dürfen in der EU weiterhin ohne Kennzeichnung verkauft werden. Eine Regelung wird es auf absehbare Zeit auch nicht geben.
EU-Ministerrat und Europäisches Parlament sind nach dreijährigen Verhandlungen am frühen Dienstagmorgen daran gescheitert, sich auf einen Kompromiss zu verständigen. An dem Streit um das Klonfleisch ist die gesamte Überarbeitung der Richtlinie über neuartige Lebensmitteln gescheitert, mit der unter anderem Erleichterungen für die Industrie bei der Zulassung solcher Produkte eingeführt werden sollten. Nach einer zwölfstündigen Marathonsitzung warfen sich Rat und Parlament gegenseitig Starrsinn vor.


Verbraucherschutzkommissar John Dalli, der unter Verweis auf wissenschaftliche Gutachten keinen Grund sieht, die Vermarktung von Produkten der Nachkommen von Klontieren zu verbieten, kündigte einen Bericht zum Thema Klonen für Oktober an. Einen eigenen Gesetzesvorschlag für den Umgang mit Klonfleisch, den Rat und Parlament seit langem fordern, hatte Dalli bislang erst für das kommende Jahr in Aussicht gestellt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beklagte vor allem, dass nun auch die Regulierung für Nanopartikel in Lebensmitteln wie Brühe oder in Konservierung- und Farbstoffen unzureichend bliebe. Mit der Neufassung der Novel Food Verordnung wäre erstmals in der EU explizit die Anwendung der Nanotechnologie in der Lebensmittelproduktion erfasst worden.

Aufgrund der gescheiterten Klonfleisch-Verhandlungen bleibt die alte Novel Food Verordnung von 1997 in Kraft. Danach dürfen Produkte geklonter Tiere auf den Markt kommen, wenn sie zugelassen wurden. Aus einem internen Kommissionsbericht geht hervor, dass es bisher keinen solchen Antrag gegeben hat. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass es am britischen Markt Klonlebensmittel geben könnten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium schließt dies für den deutschen Markt hingegen aus. Wirtschaftlich gesehen lohnt sich Klonen nur für Zuchtzwecke. Kein Bauer würde 100.000 EUR für einen geklonten Bullen ausgeben, um ihn zu Hamburgern zu verarbeiten , sagen Experten.

Für die Produkte der Nachkommen geklonter Tiere, gibt es in der bestehenden Novel Food Verordnung gar keine Regelung. Die Verhandlungen blieben ohne Ergebnis, weil das Parlament fordert, dass Produkte geklonter Tiere und deren Nachkommen nicht vermarktet werden dürfen. Eine Mehrheit der Mitgliedstaaten lehnte aber eine Regelung für die Nachkommen ab. Auch ein Kompromissangebot des Parlaments, dass Fleisch und Milch der Nachkommen von Klonen zwar auf den Markt kommen, aber eindeutig gekennzeichnet werden müssen, fand keine Mehrheit bei den Regierungsvertretern. Die meisten Staaten sowie die Kommission halten dies für unpraktikabel und rechtlich unter anderem vor der Welthandelsorganisation nicht durchsetzbar. Das Angebot des Rates, eine Etikettierungspflicht lediglich für frisches Rindfleisch von den Klonnachkommen einzuführen, war dem Parlament indes zu wenig.

Der Grünen-Abgeordnete Martin Häusling kritisierte, die Mitgliedstaaten hätten entgegen der Interessen ihrer Bürger und ihrer nach konventionellen Züchtungsmethoden produzierenden Bauern gehandelt. Hingegen werden die Interessen von Drittstaaten wie den USA bedient, ihr Fleisch ungekennzeichnet auf dem europäischen Markt zu vertreiben , so Häusling.

DJG/ang/dok

Publikation


Titel saatgut vermarktungsregeln studie
Zugelassene Sorten für unsere Lebensmittelproduktion unterscheiden sich heutzutage häufig nur noch in geringfügigen Ausprägungen und sind einseitig auf Leistung gezüchtet. Das ist fatal, denn Sortenvielfalt ist notwendig, wenn wir unsere Agrarsysteme zukunftssicher aufstellen wollen.

In der EU gibt es 27 verschiedene Saatgutvermarktungsregelungen, die sich zum Teil erheblich unterscheiden. Der letzte EU-Vorschlag für eine Saatgutreform 2013 war allerdings völlig unzureichend, um die Saatgutvielfalt auf unseren Äckern und in unseren Gärten zu stärken. Der Vorschlag hätte den Erhalt und die Nutzung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau nicht befördert, sondern weiterhin uniformem, auf Ertrag gezüchtetem Einheitssaatgut den Vorrang am Markt gegeben. Die Zucht und Vermarktung angepasster robuster Sorten ist aktuell nur unter den Regeln des Öko-Rechtes möglich.

Die EU-Kommission plant ihren Vorschlag zur Novellierung des bestehenden Saatgutrechts am 6. Juni 2023 vorzulegen.

Greens/EFA fordern die Kommission auf, eine grundlegende Reform vorzulegen, die ein neues Gleichgewicht zwischen der industriellen Pflanzenproduktion und lokalen und weniger inputabhängigen Produktionssystemen wie der agrarökologischen und ökologischen Produktion herstellt.

Die Studie „Welches Saatgut für einen gerechten Übergang zu agrarökologischen und nachhaltigen Lebensmittelsystemen?“ (Deutsche Version
/ english version )

Im Schwerpunktthema: Ressourcen: Boden, Wasser, Luft ab S. 25 in AKP 6/20 erschienen.

Europäische Agrarpolitik und Ernährungssicherheit - Mehr als eine Frage des Ertrags
Zahlreiche Gutachten verschiedener wissenschaftlicher Beiräte in Deutschland sowie der Europäische Rechnungshof
machen seit Jahren klar: Wenn wir nicht umsteuern, gefährden wir die Ernährungssicherheit. Was lernt Europa und was
lernen wir daraus?

Kompletten Artikel hier lesen

KAB

Zunehmende Probleme beim Pestizideinsatz erfordern entschiedenes Umdenken

von Martin Häusling im Kritischen Agrarbericht 2019

Pestizide gelten in der Agrarindustrie seit dem Zweiten Weltkrieg als »unentbehrlich«. Dabei ist die Geschichte ihres Einsatzes gekennzeichnet von Sicherheits- und Unbedenklichkeitserklärungen, von auftretenden Problemen und daraus zwingend erforderlichen Verboten. Die Grundlagen eines auf intensiven Pestizideinsatz setzenden Anbausystems sind die Züchtung auf Hochertrag, intensive Stickstoff düngung und enge Fruchtfolgen. Doch anstatt dieses System angesichts der Folgen für Mensch, Natur und Umwelt insgesamt infrage zu stellen, wird am Pestizideinsatz festgehalten – trotz zunehmender Zweifel an diesem Anbausystem auch aus der Wissenschaft. Die eigentlich fortschrittliche EU-Gesetzgebung zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden, die auf Pestizidreduktion setzt, wird von allen Mitgliedstaaten mehr oder weniger unterlaufen. Für den Autor des folgenden Beitrages ist die Zeit der Agrarchemie vorbei und agrarökologische Anbausysteme notwendig. Ähnlich dem Klimaabkommen von Paris fordert er ein internationales Abkommen zum
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Online Vollversion Kritischer Agrarbericht 2019

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Wege aus der Eiweißlücke Stand und Perspektiven der Eiweißversorgung in der EU
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In Europa herrscht eine Eiweißlücke. In einem Initiativbericht des EU-Parlaments wurde die EU-Kommission bereits 2011 aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass im Rahmen der damals anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ausreichende Maßnahmen und Instrumente eingeführt werden, damit der Anbau von Leguminosen attraktiver und der Eiweißmangel verringert wird. Zum damaligen Zeitpunkt importierte Europa etwa 80 Prozent der benötigten Eiweißfuttermittel, was etwa einer benötigten Anbaufl äche von 20 Millionen Hektar außerhalb der EU entspricht. Der damals zuständige Berichterstatter im EU-Parlament und Autor

130624 Titel AntibiotikaÜber den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung und die Zunahme von resistenten Bakterien

Mai 2015 - Die aktualisierte Studie im Auftrag von Martin Häusling, MEP
Autor: Kathrin Birkel

Mitschnitt der Veranstaltung zur Studienvorstellung vom 13.05.15 in Berlin

„In den letzten Jahren ist es in Europa zu einem explosionsartigen Anstieg resistenter Mikroorganismen gekommen, die in der Humanmedizin nicht mehr durch eine Antibiotika-Therapie behandelbar sind. Eine der Hauptursachen ist der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Dieser Entwicklung muss dringend und konsequent etwas entgegengesetzt werden. In der Tierhaltung werden in Deutschland mehr als doppelt so viel Antibiotika eingesetzt – nämlich über 1700 Tonnen, wie im gesamten Humanbereich (hier sind es 800 Tonnen). Das fördert massiv die Entwicklung von Resistenzen. Wer sich nicht für einen deutlich stärkeren Rückgang des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung einsetzt, nimmt fahrlässig eine Gefährdung der Gesundheit der Bevölkerung in Kauf.
Unabhängig von der Ausgestaltung der Antibiotika-Politik in den einzelnen Mitgliedstaaten brauchen wir hier ein gesamteuropäisches Vorgehen.

Soja Feld ParaquayEine Reise durch Argentinien und Paraguay - von Dr. Andrea Beste

[Sept.2016] Update Südamerika: Wer wissen will, wie es aktuell in Südamerika mit dem Sojameer und der Glyphosatbelastung bestellt ist, wie Wissenschaftler die Schädlichkeit der Flugzeugspritzungen für ganze Landstriche belegen, aber auch wie sich dort mehr und mehr eine Gegenbewegung formiert, der kann das im aktuellen Heft "Soja" in der "ila", der Zeitschrift der Informationsstelle Lateinamerika nachlesen. Link: https://www.ila-web.de/ausgaben/398

Anfang 2013 hatte ich die Möglichkeit mir vor Ort in Südamerika eine Eindruck der landwirtschaftlichen Situation zu machen. Ich bin meinen verschiedenen GastgeberInnen dankbar für Ihre Bereitschaft mir ihre Betriebe zu zeigen. Eines solche Reise macht die Zahlen und Tabellen über die Landwirtschaft in Südamerika greifbarer und kann durch nichts ersetzt werden.

Zum Reisebericht Teil 1 und Teil 2

Video - Lebens- und Futtermittel

221015 BDK Rede

Rede zur Antrageinbringung am 15.10.2022.

Mein Antrag wurde ohne Gegenstimme angenommen.

 

160710 ARD Europamagazin KäfigeierARD Europamagazin: 10.07.16 | 06:04 Min. - Käfighaltung bei Hühnern ist in der EU so gut wie verboten. Nach und nach haben die Landwirte ihre Betriebe auf Freiland- und Bodenhaltung umgestellt. Eigentlich eine gute Idee.
O-Ton ab 5:00 min.