Grüne Europagruppe Grüne EFA

15.11.10 Brüssel - Zur Vorstellung seines Initiativberichtes „Zum Eiweißmangel in der EU: Wie lässt sich das seit langem bestehende Problem lösen?“ im EU-Agrarausschuss stellt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA Fraktion im Europäischen Parlament fest:

„Eine zukunftsfähige Eiweißstrategie für Europa beinhaltet nicht nur die Chance zu einer geringeren Abhängigkeit von Soja- und vor allem von Gensojaimporten. Die Möglichkeiten gehen weit darüber hinaus. Den „neuen Herausforderungen“ für eine nachhaltige Landwirtschaft, wie Klimawandel, Wassermanagement, Bodenschutz und Schutz der biologischen Vielfalt kann durch eine Förderung des Leguminosenanbaus in Europa gleich mehrfach positiv begegnet werden“.

„Agrarkommissar Dacian Ciolos hat heute der Presse gegenüber zum wiederholten Mal bekräftigt, dass das System der Direktzahlungen grüner werden muss, weil dies konkreten Nutzen für die Gesellschaft bringe.
Gerade eine Förderung des Eiweißanbaus kann innerhalb der Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu einem „Greening“ der landwirtschaftlichen Produktion beitragen. Dies ist wichtig, denn die bisherige EU-Agrarpolitik belastet nicht nur die Umwelt in Europa, sondern trägt durch die Sojaimporte auch zur Abholzung des Regenwaldes bei. Wir nutzen Flächen für unsere Tierproduktion, die in anderen Regionen der Erde dringend für die Versorgung der Menschen vor Ort benötigt werden. Nur noch ein Fünftel des Eiweißfutters für die Tierproduktion wächst heute in der EU. Das ist Landgrabbing mit Messer und Gabel – hier müssen wir umdenken!

In dem von mir erstellten Initiativbericht wird deutlich, dass die verstärkte Nutzung von Leguminosen (z.B. Klee, Erbsen, Bohnen) in der Fruchtfolge in erheblichem Maße Mineraldünger – und damit Treibhausgase und Kosten - reduzieren kann. Leguminosen haben weiterhin sehr günstige Wirkungen auf den Schädlingsdruck, die Bodenstruktur und die Bodenfruchtbarkeit. Bei der Mast – besonders bei der Erzeugung von Prämium- und Bio- Fleisch - stellt der Einsatz von Körnerleguminosen heute schon kein Problem dar; er erhöht vielmehr die Fleischqualität. Eine Ausrichtung der Produktion auf Qualität statt billigen Massenoutput stünde hier im Einklang mit dem „Grünbuch“ der Europäischen Kommission zur Qualitätspolitik für Agrarerzeugnisse.

Die Förderung des Proteinpflanzenanbaus muss Schwerpunkt der legislativen Vorschläge, Maßnahmen und Instrumente der GAP 2013 werden. Wir fordern die Kommission darüber hinaus auf, Berichte mit Lösungsansätzen zu folgenden Hemmnissen zu erarbeiten, die der Ausweitung des Leguminosenanbaus zurzeit im Wege stehen:
Defizite im Bereich Forschung, Saatgutentwicklung, Anbau und Beratung sowie die Auswirkungen der derzeitigen Einfuhrzölle und Handelsabkommen auf die verschiedenen Ölsaaten und Eiweißpflanzen.

Unser Ziel sollte es sein, dieser Pflanzengruppe ihren Platz auf dem Acker zurückzugeben. Dies wäre ein ebenso einfacher wie wirkungsvoller Schritt hin zu einer unabhängigeren, grüneren, effizienteren und quälitätsorientierteren europäischen Landwirtschaft sowie zur Sicherung der Welternährung. Auf dem Weg dahin werden die verschiedenen Interessegruppen hoffentlich Weitblick beweisen.“

Erläuterung: Der Bericht wird bis zur Verabschiedung im EU-Agrarausschuss als Entwurf bezeichnet.