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Diskussionen auf EU-Ebene über „Ernährungssicherheit“: Weniger als ein Viertel des Getreides fließt in die menschliche Ernährung!

Bei der Verwendung von Getreide fließen weiterhin mehr als zwei Drittel in die Futternutzung, in die Herstellung von Energie sowie in die industrielle Verwertung. Das zeigen die grade veröffentlichten Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Martin Häusling, agrarpolitscher Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert:

„Nicht einmal ein Viertel unseres Getreides dient uns als Nahrungsmittel. Der Rest landet in Futtertrögen, im Tank oder in der Tonne (siehe Grafik unten). Gleichzeitig wird von der Agrarindustrie und den konservativen Parteien der Eindruck vermittelt, wir hätten es seit Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine vor fast einem Jahr mit einer Getreideknappheit zu tun und müssten jetzt auf intensive Landwirtschaft setzen. Mit diesem Argument wird sich gegen jegliche Umweltambition gewehrt, momentan vor allem gegen die neue Pestizidverordnung (SUR).

Für mich ist klar, dass wir kein Mengenproblem haben, sondern ein Verteilungsproblem.
Die EU-Kommission schreibt in ihrem aktuellen Papier zur Ernährungssicherheit, dass die Viehwirtschaft weltweit jährlich etwa 6 Milliarden Tonnen Futtermittel verbraucht, was etwa 30 % der weltweiten Getreideproduktion umfasst. Das zeigt den gigantischen Flächenanteil, den wir für die industrielle Tierhaltung verbrauchen. Zusätzlich dazu benötigt unsere Tierfütterung große Flächen außerhalb Europas: Europas landwirtschaftlicher Fußabdruck umfasst insgesamt 24 Millionen Hektar, die für die Versorgung mit landwirtschaftlichen Nettoimporten genutzt werden. Zum Vergleich, Deutschland ist gut 35 Millionen Hektar groß.

Im Agrarausschuss des Europaparlaments wird unter der Federführung der Konservativen grade an einem Bericht über die Ernährungssicherheit gearbeitet. Auch hier wird wieder das Argument der Ernährungssicherheit genutzt, um die Umweltambitionen aus Green Deal und Farm to Fork-Strategie zu untergaben. Dabei ist es genau andersherum: Wenn wir unser Ernährungssystem nicht nachhaltiger gestalten, DANN bekommen wir Probleme mit der Ernährungssicherheit. Wir Grünen im Europäischen Parlament stellen uns dieser fälschlichen Erzählung entgegen, die Zahlen sind dabei auf unserer Seite.“

Weitere Informationen:

Commission Staff Working Document: Drivers of food security https://knowledge4policy.ec.europa.eu/publication/commission-staff-working-document-drivers-food-security_en

Grafik zum Getreideverbrauch des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL):

BLE Getreideverbrauch 21 22

https://www.praxis-agrar.de/service/infografiken

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