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[Newsletter-Artikel April 2020] Noch vor wenigen Tagen versicherte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, sie ließe die Landwirte nicht im Stich. Genau das tut die Regierung aber jetzt. Die abgewiesenen Saisonarbeitskräfte fehlenden Landwirten im Gemüse- und Obstanbau. Nicht nur weil aktuell Spargel geerntet werden muss, sondern auch weil neue Saaten vorbereitet und ausgebracht sowie Setzlinge gepflanzt werden müssen. Hier geht es auch um die spätere Versorgung der Bevölkerung mit frischem Gemüse im Sommer.


Fakt ist, Spargel stechen ist nicht einfach und braucht Übung. Die technisch sensible und körperlich sehr anstrengende Arbeit kann nur schlecht mit Freiwilligen ersetzt werden. Auch die weiteren Arbeiten im Gemüseanbau bedürfen einer konstanten Planung und sind mit heimischen Freizeiteinsätzen kaum zu schaffen.
Zudem ist völlig unplausibel, warum von Saisonarbeit eine zusätzliche Gefahr ausginge. Sicherheitsvorkehrungen bei der Unterbringung und zusätzliche Hygiene Maßnahmen sind mit professionellen Saisonarbeitskräften in jedem Fall leichter zu organisieren. Statt Erntehelfer kollektiv die Einreise in die Bundesrepublik zu verwehren, sollten lieber nach besten Kräften für großzügige Unterkünfte mit hohen Hygienestandards gesorgt werden. Die Sicherung der Gesundheit der Arbeitskräfte sollte hier natürlich an erster Stelle stehen.
Denn die Kräfte kämen in ein Land, das selbst Hotspot der Corona-Pandemie ist. Wie die ausländischen Arbeitskräfte beim Spargelstechen oder beim Pflanzen von Gemüsesetzlingen diese Seuche verstärken soll, bleibt ein Rätsel.
Dieses überflüssige, auf einen eilfertig agierenden Innenminister Host Seehofer zurückgehende Vorgehen rächt sich bald: Denn nun wird endgültig absehbar, dass wir in Kürze vor einem echten Versorgungsproblem bei frischen Lebensmitteln stehen werden.
Deutschland selbst produziert gerademal ein Drittel des hierzulande verzehrten Obstes und Gemüses. Da unsere Hauptlieferländer, etwa Italien, Spanien und Frankreich, vor denselben Problemen stehen, werden wir spätestens im Sommer und Herbst gravierende Engpässe erleben. Wenn Deutschland beispielsweise keine Arbeitskräfte nach Frankreich passieren lässt, dann kann auch dort Obst und Gemüse weder gepflanzt noch geerntet werden.
Obendrein gilt es auch an die Arbeitskräfte selbst zu denken: Sie kommen zu uns, um mit dem Einkommen ihre Familien und ihre eigene Kleinstlandwirtschaft zu stützen. Fällt die Arbeit in Deutschland weg, bricht für viele die Einkommensgrundlage weg, was gerade in Krisenzeiten katastrophal wäre.

siehe auch Pressemitteilung vom 26.3.20