Martin und Harald auf der Grünen Woche
Achtung! Satire! - nach einer wahren Begebenheit.
Martin und Harald* informieren sich auf der Grünen Woche über modernen Pflanzenbau.
Am Stand des Industrieverband Agrar (IVA) und der Fördergemeinschaft nachhaltige Landwirtschaft (FNL).
Dort lernen sie, dass Pflanzen Schutz brauchen, weil sie sonst auf dem freien Feld bei all den Gefahren, wie Schädlingen und anderen gemeinen Pflanzen („Unkraut“), nicht überleben würden.
Das erklärt ihnen auch der nette Mensch vom Stand im grünen Kittel mit dem Aufdruck: „Ich bin ein Pflanzenschützer“.
Sie werden auch darüber aufgeklärt, dass wir ohne chemische Pflanzenschutzmittel keinen Wein, kein Bier, keinen Kaffee und „wahrscheinlich nur wenig Gemüse“ hätten.
Aha.
Martin und Harald sind verwundert, waren sie doch eben noch in der Bio-Halle.
Da gab es Wein, Bier und Kaffee und auch Gemüse. Obwohl die Bio-Bauern doch gar keine chemischen Pflanzenschutzmittel benutzen. Na so was.
Aber der Stand vom IVA und FNL ist gut gemacht. Er kann diese Frage differenziert beantworten.
Klar, es gibt auch bei den Bios Brot, Gemüse, Bier, Kaffee undsoweiter.
Aber das sind sozusagen nur die Reste, die beim Überlebenskampf der Pflanzen auf dem Acker übrig bleiben.
Da keiner diese armen Pflanzen im Bioanbau schützt, sterben ganz ganz viele und nur wenige können überleben. Deshalb braucht man im Ökolandbau viel mehr Fläche – zum Beispiel für ein Brot.
Das macht die Produkte viel viel teurer. Für uns alle.
Wie blöd. Aber nicht nur das. Es ist auch eklig. Da der Bio-Anbau ja seine Pflanzen nicht schützen darf, sind sie nicht nur teurer sondern auch von Schädlingen und Fäulnis befallen. Ein kleiner nachgebauter Bio-Marktstand zeigt das sehr schön anschaulich.
Das kann man wirklich keinem zumuten.
Als Ulrike* dazu kommt, klärt sie Martin, Harald und den netten Pflanzenschützer allerdings darüber auf, dass das hier auf dem Kohlkopf Mehlwürmer sind. Die fressen aber gar keinen Kohl. Komisch. Die armen Tierchen. Wer hat sie bloß da hin gesetzt? Die verhungern hier doch!
Harald und Martin sind betroffen.
Das mit dem Pflanzenschutz, darüber müssen sie mal nachdenken. Hier bei IVA und FNL sind wirklich mehr bekennende Pflanzenschützer unterwegs. Aber das mit dem Tierschutz, das haben sie hier wohl noch nicht so gut drauf. Harald und Martin überlegen sich ernsthaft, ob sie sich beim Standmanagement bewerben sollen. Tierschützer brauchen die hier jedenfalls noch ganz dringend!
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Martin Häusling ist Biobauer und Europaparlamentarier
Harald Ebner ist Agraringenieur und Bundestagsabgeordneter
Ulrike Höfken ist Agraringenieurin und Ministerin für Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz