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Neue Osnabrücker Zeitung / von Hans Brinkmann

Hamburg. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) hat seine Partei aufgerufen, Ernährung und Agrarwende „zu einem dauerhaften Schwerpunktthema“ zu machen.

Meyer sagte unserer Redaktion am Rande des Grünen-Bundesparteitages in Hamburg, die Agrarwende sei „mindestens so bedeutend wie die Energiewende“. Immer mehr Menschen übten Kritik an zum Teil „schlimmen Zuständen“ bei der Erzeugung von Lebensmitteln und wünschten sich eine ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft.

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Auf dem Parteitag in Hamburg stand die Ernährungs- und Agrarpolitik am Samstag auch im Mittelpunkt der Beratungen. In einer mehrstündigen Debatte wurde die Agrarindustrie scharf angeprangert. Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter verurteilte Massentierhaltung als „Massentierquälerei“, geißelte den Einsatz von Antibiotika in Ställen und forderte ein Verbot des Imports von Futtermitteln, „die unter lausigen Bedingungen in Südamerika produziert werden“.

Hofreiter, Bundesvorsitzende Simone Peter und andere Redner bekundeten die Entschlossenheit der Grünen, der Agrarindustrie den Kampf anzusagen. Der Biolandwirt und Aktivist Felix zu Löwenstein gab die Devise aus, „100 Prozent ökologisch verträgliche Landwirtschaft“ in Deutschland zu schaffen – so wie auch bei erneuerbaren Energien eine 100-prozentige Versorgung angestrebt werde.

Der Bundestagsabgeordnete Friedrich Ostendorff betonte, noch stelle die Agrarwende nur ein „zartes Pflänzchen“ dar, aber sie könne genau so stark werden wie einst die Atom- oder Friedensbewegung. Und mit dem konsequenten Eintreten für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft habe seine Partei schon jetzt einen besonderen Status erreicht: „Wir Grüne sind die Bauernpartei“, verkündete Ostendorff.

Ähnlich äußerte sich der Europaabgeordnete Martin Häusling. Die Grünen seien in der Agrarpolitik zum Meinungsführer geworden, sagte er. Und Häusling schloss mit einem Appell: „Bauern, wenn ihr euren Arbeitsplatz erhalten wollt, dann nur mit uns!“.

Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast begrüßte ausdrücklich den Willen ihrer Partei, für eine durchgreifende Wende mit mehr Tierschutz und ökologischen Anbaumethoden zu sorgen. Dies erfordere aber viel Mut, weil die Agrarlobby sich mit aller Kraft gegen Machtverlust und Profiteinbußen zur Wehr setzen werde, wie derzeit der Niedersachsen Meyer als einer von inzwischen sechs grünen Agrarministern zu spüren bekommen. „Die werden nicht stillhalten, wenn wir loslegen. Das wird beinhart!“, machte Künast deutlich.

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