Grüne Europagruppe Grüne EFA

13.03.2013 topagrar online -  Die rund 750 Europaabgeordneten haben heute im Wesentlichen die Vorschläge der EU-Kommission zur EU-Agrarreform  angenommen, jedoch eine Fülle von Änderungsanträgen eingereicht.

Zum Beispiel sollen benachteiligte Gebiete nicht zum jetzigen Zeitpunkt neu abgesteckt werden. Die Prämienempfänger sollen aber wie geplant im Internet erscheinen. Auch die Ausweisung ökologischer Vorrangflächen soll mit 3 % der Betriebsfläche starten, dann 2016 auf 5 % steigen und ab 2018 7 % betragen. Bei Verstößen werden 30 % der Prämie einbehalten. Jetzt beginnen die entscheidenden Verhandlungen mit dem EU-Agrarrat und EU-Agrarkommissar Ciolos.

Faire und transparente Finanzierung für aktive Landwirte
Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten bei der Finanzierung der Landwirte sollten etwas schneller ausgeglichen werden, als die Europäische Kommission dies vorschlägt. Kein Landwirt in der EU sollte weniger als 65 % des Unionsdurchschnitts erhalten.

Das Parlament hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen, die Empfänger von EU-Agrarhilfen zu veröffentlichen, und eine Liste von Landbesitzern wie Flughäfen und Sportvereine in die Vorschriften mit aufgenommen, die automatisch von EU-Beihilfen ausgeschlossen werden sollen, wenn sie nicht beweisen können, dass ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten einen wesentlichen Teil ihrer gesamten wirtschaftlichen Tätigkeiten ausmacht. Die EU-Länder können diese Liste erweitern.
Junglandwirte sollen eine 25-prozentige Zusatzzahlung für bis zu 100 Hektar erhalten, und die Mitgliedstaaten können Kleinlandwirte ebenfalls mit zusätzlichen Mitteln unterstützen.

Kappung wie geplant
Wie geplant kommt die Kappung der Direktzahlungen bei 300.000 Euro. Ab 150.000 Euro beginnt die stufenweise Absenkung. Dies würde jedoch nicht für Genossenschaften gelten, die Beihilfen an ihre Mitglieder weiterleiten.

Eine flexiblere Ökologisierung
Die Abgeordneten sind einverstanden, dass 30 % der nationalen Zuweisungen für Direktzahlungen abhängig von verpflichtenden Ökologisierungsmaßnahmen gemacht werden sollten. Sie heben gleichzeitig hervor, dass diese Maßnahmen jedoch flexibler gestaltet und schrittweise eingeführt werden müssen. Die drei wichtigsten Maßnahmen - Einhaltung bestimmter Fruchtfolgen, Umbruchverbot von Grünland sowie die Ausweisung ökologischer Vorrangflächen - wurden im Kern nicht verändert, doch mit Ausnahmen versehen, um zum Beispiel die Größe eines Betriebs zu berücksichtigen.

Landwirte krisenfest machen
Um Landwirte bei Marktschwankungen zu unterstützen und ihre Verhandlungsposition bei der Preisvereinbarung zu stärken, sollten die Bauernverbände neue Instrumente an die Hand bekommen und stellvertretend für ihre Mitglieder Verträge aushandeln können, so die Abgeordneten. Diese Regeln "dürfen nicht zur Bildung von Kartellen führen, aber starke Verbände sollten den Landwirten ermöglichen, sich aus wirtschaftlicher Abhängigkeit zu befreien, und ihnen einen angemessenen Lebensstandard sichern", sagte der Berichterstatter für die Verordnung über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse, Michel Dantin.

Milch, Zucker und Wein
Um sicherzustellen, dass das auslaufende System der Milchquoten nicht zu schweren Ungleichgewichten auf dem Markt für Milch führt, schlagen die Abgeordneten vor, Milcherzeugern, die ihre Produktion freiwillig um mindestens 5% verringern, über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten eine Beihilfe zu gewähren. Anträgen zur Verlängerung der Milchquoten, die 2015 auslaufen sollten, hat das Parlament nicht zugestimmt.

Bei den Zuckerquoten hingegen hat das Parlament abgelehnt, das System 2015 auslaufen zu lassen. Die Abgeordneten wollen es verlängern, damit die Zuckerrübenerzeuger sich auf die Liberalisierung des Sektors 2020 vorbereiten können. Auch im Weinsektor soll das derzeitige System der Pflanzungsrechte bis mindestens 2030 beibehalten werden.

Weniger Bürokratie bei den Ausgabenkontrollen
Die Abgeordneten weisen auf die Notwendigkeit hin, Bürokratie abzubauen, und zu gewährleisten, dass Strafen für Regelwidrigkeiten verhältnismäßig sind. "Wir müssen erreichen, dass die Landwirte weniger Zeit mit Verwaltungsaufgaben verbringen. Die Mitgliedstaaten könnten ein System einrichten, bei dem die Anträge der Landwirte über mehrere Jahre hinweg gültig bleiben und nur dann jedes Jahr neu gestellt werden müssten, wenn es Änderungen gibt", sagte Giovanni La Via, Berichterstatter für die Verordnung über die Finanzierung, die Verwaltung und das Kontrollsystem der Gemeinsamen Agrarpolitik.

Häusling: Deutsche Unionspolitiker blockieren den Fortschritt
 „Mit den heutigen Ergebnissen können wir Grünen nicht zufrieden sein. Leider wurden die im Kern sehr vernünftigen Pläne von Agrarkommissar Dacian Ciolos von den Konservativen so verwässert, dass von der Idee einer Ökologisierung der europäischen Landwirtschaft (Greening) nicht viel übrig geblieben ist.“ Das sagte der Europaabgeordnete Martin Häusling im Anschluss an die Abstimmung.
Er wirft vor allem deutschen Unionspolitiker und dem Deutschen Bauernverband vor, mutige Schritte zu mehr Umwelt-, Tier- und Klimaschutz sowie zu mehr Verteilungsgerechtigkeit verhindert zu haben. Zu viele Betriebe könnten sich seiner Meinung nach von den Auflagen befreien lassen und somit auch künftig Gelder vom Staat erhalten, ohne Leistungen für die Öffentlichkeit erbringen zu müssen.
 „Ich bin aber sicher, dass die Erfahrungen früherer Agrarreformen auch dieses Mal gelten und dass in einem späteren Schritt die Ursprungsidee doch noch realisiert werden kann. Ich fordere deshalb, dass wir trotz des Sieben-Jahres-Turnus in zwei Jahren diese Reform überprüfen, damit wir dann wesentlich mehr Ökologisierung durchsetzen können“, so Häusling.
Wahlergebnis

Mandat zur Verordnung über Direktzahlungen: 427 Ja-Stimmen, 224 Nein-Stimmen und 32 Enthaltungen.

Mandat zur Verordnung über die Förderung der ländlichen Entwicklung: Angenommen mit 556 Stimmen bei 95 Gegenstimmen und 18 Enthaltungen.

Mandat zur Verordnung über eine gemeinsame Marktorganisation: 375 Ja-Stimmen, 277 Nein-Stimmen und 24 Enthaltungen.

Mandat zur Verordnung über die Finanzierung, die Verwaltung und das Kontrollsystem der GAP: Verabschiedet mit 474 Stimmen bei 172 Gegenstimmen und 23 Enthaltungen. (ad)

Video

Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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