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Autor Heiko Krause vom 16. Aug 2018

BAD ENDBACH-BOTTENHORN. Vor Ort hat der Europa-Abgeordnete der Grünen Martin Häusling in Bottenhorn mit heimischen Landwirten diskutiert, wie Milchviehhaltern geholfen werden kann, die aufgrund der Trockenheit nicht genug Futter für ihre Tiere haben.

Zu dem Gespräch hat der Kreisverband der Grünen auf den Hof von Matthias Pitzer eingeladen. Der Betrieb verfügt über rund 250 Hektar Land und hält 60 Milchkühe, wie Pitzer berichtete. Auf 40 Hektar baut er Getreide an, der Rest ist Grünland für das Futter der Tiere. „Aber dort ist in diesem Jahr nur eine Lehmwüste,“ sagte Pitzer.

Lehmwüste statt Grünland gefährdet das Überleben des Viehbestandes

Sabine Matzen vom Kreisvorstand der Grünen erklärte, dass die Landwirtschaft besonders unter dem Klimawandel zu leiden habe. Das habe sich beispielsweise im vergangenen Jahr gezeigt, als es aufgrund von Extremwetterereignissen kaum möglich war, die Ernte einzubringen. „2018 kam dann die lange extreme Trockenheit“. Die Milchbauern hätten deshalb aktuell zu wenig Futter für ihre Tiere.

Dieter Müller, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), berichtete, dass bei vielen Milchviehhaltern das Futter nur bis Weihnachten reichen werde. Ohne Unterstützung müssten wahrscheinlich viele Milchkühe geschlachtet werden. „Aber es kann ja wohl nicht sein, dass kräftige gesunde Tiere getötet werden, da geht es doch auch ums Tierwohl“.

„So extrem wie hier habe ich es in ganz Hessen noch nicht gesehen“, sagte Häusling, agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Europaparlament und selbst Biobauer. „Was wir jetzt brauchen ist eine schnelle Nothilfe“, ist er sicher. Der Bund habe das Thema zunächst verschoben und Finanzhilfen erst für das kommende Jahr angekündigt „Das ergibt keinen Sinn“, kritisierte er.

Andererseits sei der Weg, den Bayern mit seiner jetzigen Hilfe für die Landwirte dort gehe, nicht mit Europarecht zu vereinbaren. Er stehe bereits im ständigen Kontakt mit den Agrarministern der Länder, um schnell eine Lösung zu finden, sagte Häusling.

Kann der Energiemais den Milchbauern als Viehfutter verkauft werden?

Müller kritisierte, dass sich die hessische Ministerin Priska Hinz (Grüne) hinter der Bundesministerin Julia Klöckner verstecke „und auch noch keinen Vorschlag gemacht hat“. Matzen versicherte dagegen, dass die hessischen Grünen durchaus bereits eigene Vorschläge erarbeiteten.

Grundsätzlich herrschte in der Diskussion Einigkeit darüber, dass den Landwirten geholfen werden muss.

Eine pauschale Finanzspritze für alle lehnte Häusling aber ebenso ab wie die Steuererleichterungen, die Klöckner für das kommende Jahr angekündigt hat. Vielmehr müsse kleinräumig ermittelt, wer wie stark betroffen sei. Dann seien individuelle Lösungen gefragt.

Auf der anderen Seite, so hob Häusling hervor, könne es aber auch nicht sein, dass andere von der Unterstützung der Milchbauern profitieren. „Die Molkereien zahlen nicht mehr als zuvor und Aldi hat gerade sogar die Butterpreise gesenkt“.

Er glaube aber nicht, dass in absehbarer Zeit die Verbraucherpreise merklich ansteigen, wie Müller vorhergesehen hatte. Der BDM-Landesvorsitzende hatte argumentiert, dass eine Reduktion des Viehbestandes der Milchbauern aufgrund mangelnden Futters genau dies zur Folge hätte. „Dafür sind die Überschüsse noch zu hoch“, so Häusling.

Für Müller könnte eine Lösung sein, den für Biogasanlagen angebauten Mais den Milchviehhaltern als Viehfutter zu verkaufen. Ein Stromdefizit gebe es schließlich nicht, geklärt werden müsse von der Politik nur, dass die Anlagenbetreiber wegen geringerer Stromproduktion nicht zur Kasse gebeten werden.

Quelle: https://www.mittelhessen.de/lokales/region-marburg-biedenkopf_artikel,-Was-tun-wegen-Futterknappheit-_arid,1353269.html