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EU-Umfrage: Mehrheit gegen die Zeitumstellung der Sommerzeit

Brüssel / Michael Gabel 30.08.2018

 

Es ist eine klare Mehrheit, und am Ende waren es sogar die Deutschen, die den Ausschlag gaben: Bei einer Online-Umfrage der EU-Kommission stimmten 80 Prozent der Teilnehmer für eine Abschaffung der zwei Mal im Jahr stattfindenden Zeitumstellung. Eine fast ebenso große Mehrheit sprach sich für die dauerhafte Sommerzeit aus.

 

Thema bewegt vor allem die Deutschen

4,6 Millionen EU-Bürger nahmen an der Abstimmung teil – rund drei Millionen davon leben in Deutschland leben. „In den anderen Ländern scheint man das Thema etwas gelassener zu sehen als bei uns“, sagte Alfred Wiater, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, der SÜDWEST PRESSE. Er vermutet, dass die Deutschen wegen der hiesigen Lichtverhältnisse empfindlicher als andere auf den Wechsel der Jahreszeiten reagieren. Dieser Effekt werde durch die Zeitumstellung im Sommer und Winter noch verstärkt, was regelmäßig zu entsprechenden Protesten führe. Er selbst gehört zu den Kritikern der bisherigen Regelung. Die Zeitumstellung bringe die Menschen immer wieder aus ihrem Alltagsrhythmus, was zu seelischen und organischen Beschwerden führen könne.

Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern wurden die Vorbehalte gegenüber der 1996 in der Europäischen Union eingeführten Zeitumstellung zuletzt immer deutlicher. Das Europaparlament reagierte darauf, indem es im Februar dieses Jahres die EU-Kommission mit einer Umfrage zu dem Thema beauftragte. Erste Ergebnisse liegen nun vor, auch wenn die Kommission immer wieder darauf hinweist, dass es sich nur um ein Stimmungsbild handele, das keinerlei verbindlichen Charakter besitze.

 

Vorlage zu ständiger Sommerzeit zeichnet sich ab

Immerhin: Jetzt, nachdem die Zahlen feststehen, hat man es in Brüssel eilig. Schon heute will die zuständige Verkehrskommissarin Violeta Bulc ihre Amtskollegen über Konsequenzen aus dem Votum informieren. Nach ARD-Informationen wird sie dabei eine Vorlage zur dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit präsentieren. Unklar ist derzeit allerdings noch, wie viele Mitgliedstaaten bei einer solchen Änderung, die noch vom EU-Parlament beschlossen werden müsste, mitziehen würden.

Eine Festlegung auf ständige Sommerzeit gibt es bisher nur in den baltischen Staaten und in Finnland. Manche befürchten nun, dass in der Europäischen Union ein Flickenteppich aus verschiedenen Zeitzonen entstehen könnte. „Wenn beispielsweise Belgien eine andere Zeit hätte als Deutschland, wäre das nicht gut“, sagt der Vorsitzende der Unions-Abgeordneten im Europaparlament, Daniel Caspary. Derzeit ist die EU in drei große Zeitzonen eingeteilt: Osteuropa mit einer Region von Finnland bis Bulgarien ist Zentraleuropa mit Deutschland, Italien und den Beneluxländern um eine Stunde voraus. Westeuropa mit unter anderem Großbritannien und Portugal – anders als der Nachbar Spanien – zieht eine Stunde später nach. In allen Ländern werden jeweils die Uhrzeiger im Frühling um eine Stunde vor-, im Herbst um eine Stunde zurückgedreht.

 

Deutsche Politiker fordern zeitnahes Handeln

Deutsche Politiker reagierten am Mittwoch positiv auf das Bürger-Votum. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese sagte, bei seinen Fraktionskollegen gebe es „große Sympathie“ für die dauerhafte Sommerzeit. „Ein so eindeutiges Ergebnis“ dürfe die Europäische Union nicht ignorieren. Er fordert, dass das Europaparlament noch vor der Europawahl im Mai kommenden Jahres über das Ende der Zeitumstellung entscheidet. Ismail Ertug, verkehrspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im EU-Parlament, kündigte an, das Ziel ebenfalls unterstützen zu wollen. Martin Häusling von den Grünen sagte: „Wenn die Kommission auf diese 80 Prozent nicht reagiert, dann machen wir uns komplett lächerlich.“ Auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Theurer äußerte sich zufrieden. Seine Partei hatte das Ende der Zeitumstellung in den Jamaika-Koalitionsvertrag einbringen wollen, war mit der Forderung jedoch abgeblitzt.

 

Große Beteiligung überraschte EU

Von der großen Beteiligung an dem Online-Votum war man selbst bei der EU offenbar überrascht. Zeitweise ließen sich die Abstimmungsformulare wegen des großen Andrangs gar nicht aufrufen, wie ein Sprecher einräumte. Die 4,6 Millionen Teilnehmer an der Umfrage sind auch eine neue Höchstmarke. Rekordhalter bis dahin war eine Umfrage von 2015 zum Natur- und Tierschutz. Damals wollten gerade mal 550.000 EU-Bürger ihre Meinung loswerden.

 

Quelle: https://www.swp.de/politik/inland/mehrheit-gegen-zeitumstellung-27449984.html

 

Video

Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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