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Kieler Nachrichten - Ob Risiken oder Alternativen für die Landwirtschaft: Das Thema Pestizide treibt die Bevölkerung um. Das zeigte sich auf dem Symposium „Pestizide reduzieren“, zu dem die Umweltverbände Naturfreunde Schleswig-Holstein und Pan Germany ins Landeshaus geladen hatten.

Kiel. Die Risiken für den Menschen durch Pestizide sind breit gefächert – durch die Anwendung in der Landwirtschaft und im privaten Bereich, durch Pestizid-Verwehungen, Unfälle bei Lagerung und Anwendung und durch Belastungen von Trinkwasser und Lebensmitteln, erklärte Prof. Edmund Maser, Direktor des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler an der Kieler Universität. Gesundheitsbeeinträchtigungen können sofort, aber auch erst nach einiger Zeit oder chronisch auftreten.
 
„Pestizide gehören nicht in Lebensmittel"

Maser sieht vor allem in den Mehrfachrückständen ein Problem. Lebensmittel dürfen in Verkehr gebracht werden, wenn jeder einzelne Grenz- oder Richtwert nicht überschritten wird. Doch viele Lebensmittel enthalten nicht nur einen Rückstand: 2013 wurde in 18 Prozent der Lebensmittel ein Pflanzenschutzmittel (PSM) nachgewiesen, aber in weiteren 27,3 Prozent waren es mehrere, in Einzelfällen zehn und mehr verschiedene Rückstände“, erklärte Maser und forderte, dass künftig die Summe der Einzelgehalte für die Bewertung maßgeblich ist. Das Fazit des Toxikologen lautete: „Pestizide gehören nicht in Lebensmittel. Auch geringe Dosen führen langfristig zu Gesundheitsschäden.“

Einen anderen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft forderte auch Torsten Birkholz vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft in Norddeutschland: „Aufgrund der flächendeckenden Nachweise in Deutschland besteht die Notwendigkeit einer bundesweiten Strategie, die vor allem bei der Zulassung der PSM-Wirkstoffe die Belange des Grundwasserschutzes stärker berücksichtigt, aber auch grundsätzlich die Minimierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes durch die Landwirtschaft oder andere Nutzer anstrebt.“


 
Wie muss es weitergehen?

Für Martin Häusling, selbst Landwirt, ist das auch machbar. „Der angeblich notwendige Pestizideinsatz ist die Folge von falschen Anbautechniken. Wechselnde Fruchtfolgen, Hacken statt Spritzen, standortangepasste Sorten – wer das vernachlässigt, kommt nicht ohne immer höhere Dosen und härtere Mittel gegen Resistenzen und Krankheiten, die in viel zu einseitigen Fruchtfolgen vorprogrammiert sind, aus“, meinte der grüne Europa-Abgeordnete. „Es ist höchste Zeit, uns mit dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeit von immer mehr und härterer Chemie auf dem Acker auseinanderzusetzen und den Rückweg einzuschlagen.“