Grüne Europagruppe Grüne EFA

topagrar online - Das wissenschaftliche Verfahren für die Neubewertung von Glyphosat ist mit der Efsa-Veröffentlichung abgeschlossen. Nun ist die Politik am Zug. Die Forderungen an sie sind zahlreich.

Die Europäische Lebensmittelbehörde (Efsa) hat mit ihrer Entwarnung für den Wirkstoff Glyphosat eine Welle von Reaktionen ausgelöst. Diese richten sich nun vor allem an die Politik. Denn der wissenschaftliche Bewertungsprozess im Genehmigungsverfahren für Glyphosat ist mit der Efsa Veröffentlichung vom Donnerstag abgeschlossen. Nun muss die EU-Kommission in Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten über die Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs entscheiden. Umso überschwänglicher fallen die Reaktionen aus.
Pflanzenschutzmittelhersteller fühlen sich bestätigt

"Wir freuen uns, dass die beteiligten Bewertungsbehörden sich die nötige Zeit nehmen konnten, um den Wirkstoff Glyphosat umfänglich neu zu bewerten und sehen uns durch das Ergebnis erneut bestätigt“, sagt Ursula Lüttmer-Ouazane, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, zu der sich alle großen Pflanzenschutzmittelunternehmen zusammen getan haben. Die Arbeitsgemeinschaft äußert sich zuversichtlich, dass die Europäische Kommission die Schlussfolgerungen der Efsa in ihrem Entscheidungsvorschlag berücksichtigen wird.
Opposition nimmt Bundesregierung in die Pflicht

Anders sehen es die Kritiker. „Die EU-Kommission ist gut beraten, ihre Empfehlungen über eine mögliche Wiederzulassung des meistverwendeten Pestizids nicht auf Grundlage von Risikobewertungen zu treffen, die sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, industriefreundlich und intransparent statt unabhängig und unvoreingenommen entstanden zu sein“, formuliert der Abgeordnete im Europaparlament von den Grünen, Martin Häusling seinen Appell. Seine Parteikollegen aus dem Deutschen Bundestag, der Fraktionsvorsitzende, Anton Hofreiter, und der Sprecher für Bioökonomiepolitik, Harald Ebner, richten sich an die Bundesregierung. Diese solle die Empfehlung der Efsa zurückweisen und eine gründliche Neubearbeitung von der EFSA fordern, teilen sie mit. Des Weiteren schlagen sie vor, dass die EU-Kommission eine unabhängige Expertenkommission für die Bewertung von Glyphosat einberufen soll.
Umweltverbände sehen Schaden für den Ackerbau

Auch die Umweltverbände äußern sich kritisch. „Trotz der Einstufung von Glyphosat durch Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserzeugend hat die EFSA leider verharmlosende Bewertungen des Wirkstoffes durch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kritiklos übernommen“, sagte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Aus seiner Sicht rückt nun auch der Ackerbau in den Fokus der Gesellschaft. „Zu der Frage `Welche Form der Tierhaltung akzeptiert unsere Gesellschaft?` kommt jetzt eine weitere: `Welche Form des Ackerbaus akzeptieren wir?`“, so Weiger.
Bevölkerung ist aufgeschreckt

In der Bevölkerung ist das Thema Glyphosat präsent. Auf die Frage „Soll die EU den Einsatz von Glyphosat Ihrer Ansicht nach verbieten?“, antworteten laut einer TNS Emnid-Umfrage 73 Prozent der Deutschen mit „ja“. Nur 18 Prozent sprachen sich in der Umfrage für „weiterhin erlauben“ aus. Die am Donnerstag veröffentlichte Umfrage hat das Institut im Auftrag der Bürgerbewegung Campact angefertigt.
BfR erklärt verschiedene Ansätze

Am Donnerstag hatte die Europäische Lebensmittelbehörde (Efsa) die krebserregende Gefahr von Glyphosat als unwahrscheinlich eingestuft. Sie stellt sich damit gegen die Bewertung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC). Grund für die unterschiedlichen Aussagen ist laut Efsa die unterschiedliche Auswahl von Studien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist außerdem darauf hin, dass die IARC eine rein gefahrenbezogene Analyse durchgeführt hat, die untersucht, ob ein Wirkstoff in der Lage ist, Krebs zu erzeugen. Das BfR und die Efsa hingegen haben eine risikobezogene Bewertung durchgeführt. Sie berücksichtigt, ob die tatsächliche Aufnahmemenge des Stoffes, ein Risiko erzeugt, an Krebs zu erkranken.


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Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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