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Zu dem heute im Europaparlament vorgestellten Bericht der Kommission zur jüngsten Hitzewelle und Dürre in der EU, erklärt Martin Häusling, agrarpolitscher Sprecher der Grünen im Europäischem Parlament und Mitglied im Umweltausschuss:

„Die Klimakrise findet nicht in der Zukunft statt, sie ist Gegenwart. Die Landwirtschaft muss, widerstandsfähiger werden: gegen Dürre, aber auch gegen Starkregen. Wird dies ignoriert, könnte dies katastrophale Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion haben.

Anfang Juni erreichte Europa Temperaturrekorde am Fließband. Am Samstag, dem 18. Juni, wurden allein in Frankreich 203 Hitzerekorde für diesen Monat gebrochen oder überboten und 18 Rekorde für die heißeste Temperatur zu irgendeiner Jahreszeit aufgestellt. Diese beispiellose Hitze folgt auf einen der trockensten Winter aller Zeiten. Die daraus resultierende Dürre sollten wir als Alarmsignal sehen. Auch jenseits des Atlantischen Ozeans stehen die südwestlichen Bundesstaaten der USA vor der schlimmsten Dürre seit 1.200 Jahren. Wissenschaftler sind sich weltweit einig, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel Gegenwart ist.

In Ostafrika hat es seit vier Jahren kaum noch geregnet und es erwartet uns dort eine humanitäre Katastrophe. Millionen von Menschen sind von Wasserknappheit bedroht. Die Lebensmittelpreise sind zusätzlich aufgrund schlechter Ernten und der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Getreideexporte rapide angestiegen. Mehr als 18 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia leben in akuter Ernährungsunsicherheit und wissen nicht, wann sie etwas zu essen haben werden.
Die Situation in Europa ist nicht so drastisch wie in den USA und schon gar nicht vergleichbar mit der Tragödie, die sich in Ostafrika abspielt. Dennoch ist der Trend derselbe, wir müssen dringend unsere Nahrungsmittelproduktion resilienter machen!

Die Agrarindustrie versucht seit langem die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission zu kippen, und ist sich auch nicht zu schade, den Ukrainekrieg dafür in rhetorische Geiselhaft zu nehmen. Doch zur Farm-to-Fork-Strategie, dem landwirtschaftlichen Teil des „Green Deals“, gibt es aus meiner Sicht derzeit keine Alternative. Klimaanpassung und Artenschutz verlangen durchgreifende Veränderungen. Mehr ökologisch angepasste Anbauweisen, mehr Vielfalt, weniger Pestizide, weniger synthetischer Dünger, daran führt kein Weg vorbei.

Das internationale Expertengremium für nachhaltige Ernährungssysteme (IPES Food) hat im März 2021 den Hauptaussagen des Weltagrarberichtes von 2009 noch einmal Nachdruck verliehen. Aussage: Es ist klar, dass eine agrarindustriell geprägte Zukunft nicht in der Lage sein wird, den Planeten und seine Nahrungsmittelsysteme wieder in einen überlebensfähigen Zustand zu bringen. Im Gegensatz dazu könnte eine Änderung des Systems, die auf Ernährungssouveränität und Agrarökologie setzt, 75 Prozent der Treibhausgasemissionen der Nahrungsmittelsysteme reduzieren und in den nächsten 25 Jahren unschätzbare Vorteile für das Leben und die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen mit sich bringen. Darauf sollten wir hören!“

Weitere Informationen:
Bericht IPES Food: http://www.ipes-food.org/pages/LongFoodMovement

 

 

 

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