Grüne Europagruppe Grüne EFA

Als gebe es weder den Klimawandel noch ein Problem mit dem Schutz von Wasser oder Artenvielfalt versucht der europäischer Bauern- und Genossenschaftsverband Copa-Cogeca die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission zu torpedieren. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert die unverfrorene und rückwärtsgewandte Lobbypolitik des Verbands:

„Copa-Cogeca und die mit der Organisation verstrickte Agrarindustrie wie der deutsche Industrieverband Agrar IVA wollen die Herausforderungen der Zeit einfach nicht verstehen. Wenn diese Lobby nach Monaten des Schweigens nun über gezielte Öffentlichkeitsarbeit und in den Hinterzimmern versucht, in letzter Minute die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission zu kippen, dann bedeutet das: Die angebliche Vertretung landwirtschaftlicher Interessen begeht eine Verweigerungshaltung gegenüber der Realität.

Zur Farm-to-Fork-Strategie, dem landwirtschaftlichen Teil des „Green Deals“, gibt es aus meiner Sicht derzeit keine Alternative. Der Klimawandel, der Gesundheits- und der Artenschutz verlangen durchgreifende Veränderungen. Die Strategie der EU liefert dazu erstmals erfolgversprechende Ansätze: 50 Prozent weniger Pestizide, 50 Prozent weniger Dünger, eine radikale Verringerung des Antibiotika-Einsatzes um ebenfalls 50 Prozent - daran führt kein Weg vorbei, wenn wir auch morgen noch in dieser Welt bei gutem Auskommen leben wollen. Deshalb muss das EU-Parlament diese Initiative kommende Woche verabschieden.

Wenn Copa-Cogeca gegen die Ziele der EU opponiert, wie ein Bericht der französischen Tageszeitung Le Monde offenlegt, dann zeigt das nur eines: Man will seine Geschäfte ungestört weiterbetreiben, nach altem Muster, ohne Rücksicht auf die aktuelle Lage. Ignoranter geht es nicht.

Natürlich wird die Ernte etwas geringer ausfallen. Aber im Gegenzug, das hat die Kommission ausrechnen lassen, steigen die Preise. Am Einkommen der Landwirte wird sich also praktisch nichts ändern. Und trotzdem werden alle satt.

Die Landwirtschaft muss ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und sie ist nach wie vor einer der Hauptverursacher für Artenschwund und Gewässerverschmutzung, und zwar zuhause in Bächen und Grundwasser und draußen auf See, denn dort landen überschüssige Nitrate und Phosphate und führen zu enormen Umweltproblemen. Wer sich angesichts dieser Lage gegen Veränderung sperrt, der trägt nicht nur Mitschuld an unablässig steigenden Temperaturen, sondern blendet aus, dass ihn als Landwirt diese Folgen höchst selbst treffen werden.“

 

Le Monde 12.10.2021: L’intense lobbying de l’agro-industrie contre « Farm to Fork », le volet agricole du Pacte vert européen

CEO: Leak - industrial farm lobbies’ coordinated attack on Farm to Fork targets

ARC2000 07.10.2021: The EU finally has the makings of a sustainable food policy – why is it under attack?

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