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Die europäische Forststrategie steht im Zentrum einer Debatte des Europäischen Parlaments, die am Vormittag beginnt. Für die Grünen ist klar: Die vom Agrarausschuss vorgelegten Vorschläge für die Forststrategie sind für die Fraktion nicht tragbar. Bei der Abstimmung im Plenum werden die Grünen deshalb für die Position des Umweltausschusses stimmen. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert:

„Unsere Wälder sind in einem katastrophalen Zustand. Nicht nur in Übersee, auch in Europa sieht es düster aus für die Wälder. Trockenheit, Schädlingsbefall und Waldbrände: Der Klimawandel ist zu einem riesigen Problem in den Wäldern geworden. Selbst bei Wäldern, die zum Natura-2000-Netz gehören, weisen nur 15 Prozent einen guten Zustand auf [1].
Die Europäische Kommission muss ihre Vorstellungen für eine Forststrategie so schnell wie möglich überarbeiten. Wir brauchen dringend zielführende gesetzliche Vorgaben, um unsere Wälder vor der weiteren Zerstörung zu schützen. Es ist auch richtig, dass das Europäische Parlament sich seinerseits mit Beiträgen zur Forststrategie beteiligt.
Die Schwerpunktsetzung im Europäischen Parlament ist, da vorwiegend an der Nutzung statt an der Bewahrung orientiert, allerdings besorgniserregend. Diese Auffassung darf so keinesfalls in die Forststrategie oder andere Waldgesetzgebung einfließen. Denn meine konservativen Kollegen sprechen gerne von ‚multifunktionaler Forstwirtschaft‘ und ‚nachhaltiger Waldbewirtschaftung‘. Im Sinn haben sie dabei aber die Nutzung der Wälder als Rohstoffquelle: Holz zur Energiegewinnung und als Bau- und Werkstoff.
Das Argument, Holz sei als nachwachsender Rohstoff klimafreundlich, ist einfach falsch. Wir dürfen nicht weiter versuchen, unsere Klimabilanz zu beschönigen, indem wir Holz in Kohlekraftwerken verfeuern. Mit jedem verheizten Baum wird auch das CO2 freigesetzt, das er gespeichert hatte. Der Klimawandel lässt grüßen und die Artenvielfalt bleibt dabei auf der Strecke. Auch lassen sich alte gefällte Bäume nicht einfach, wie gerne behauptet, durch Neupflanzungen ersetzen. Besonders alte Bäume lagern besonders viel CO2 ein und haben darüber hinaus unschätzbaren Wert für unsere Ökosysteme.
Bei der heutigen Diskussion und Abstimmung prallen also zwei Welten aufeinander. Wir Grüne haben dazu aufgerufen, nicht für die Position des Landwirtschaftsausschusses zu stimmen, der - wenn auch in schöne Worthülsen gekleidet - eine weitere fatale Überbeanspruchung unserer Wälder propagiert. Stattdessen setzen wir uns dafür ein, eine Mehrheit für die Position des Umweltausschusses zu erzielen, der konstruktiv die behutsame Nutzung, aber vor allem auch den Schutz unserer Wälder erreichen will.“

[1] Hintergrundpapier Martin Häusling zur Waldnutzung

- Bericht des Landwirtschaftsausschusses zur Forststrategie

- Stellungnahme des Umweltausschusses zur Forststrategie

- Studie "Die vergebliche Suche nach dem Superbaum"

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