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EU-Kommissar Andriukaitis übernimmt pauschales Kritiker-Bashing der Gentec-Lobby!

Gesundheitskommissar Andriukaitis hat laut einem EURACTIV Artikel angekündigt, in einer neuen EU-Kommission das europäische Gentechnikrecht ändern zu wollen. Er sagte u.a.: „Es ist höchste Zeit, dass Europa neue Techniken der Pflanzenzüchtung entstigmatisiert.“
Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umwelt- und Gesundheitsausschuss, kommentiert:

„Wenn ein EU-Gesundheitskommissar die weltweit fortschrittlichste, nach dem Vorsorgeprinzip gestaltete Gesetzgebung zur Risikotechnologie Gentechnik mit dem Begriff Stigmatisierung zusammenbringt, lässt das vermuten, dass etwas ganz gewaltig mit seiner Einstellung zu den Prinzipien der Europäischen Verträge und mit seinen Kenntnissen zur wissenschaftlichen Risikobewertung nicht stimmt.
Wer Wissenschaftler und Experten, die auf Risiken der neuen Gentechnik hinweisen und solche, die seit Jahren Heilsversprechen der Gentechniklobby wissenschaftlich fundiert entlarven als „Akteure“ bezeichnet „die die öffentliche Meinung manipulieren“, hat eine sehr einseitige und ungesunde Auffassung von Wissenschaft und Neutralität.
Das geltende Europäische Gentechnikrecht ist weltweit ein ganz besonderes Beispiel für eine fortschrittliche Anwendung des in den Europäischen Verträgen als Leitprinzip festgelegten Vorsorgeprinzips. Es als Verhinderungswerkzeug und veraltet darzustellen, übernimmt nicht nur die polemische Argumentation derer, die ganz klare schnelle finanzielle Interessen an den Einsatz von CRISPR/CAS hängen und die Risiken deshalb herunterspielen, sondern untergräbt auch die wertvolle Errungenschaft des Vorsorgeprinzips generell. Wer sich dafür entscheidet, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, verhindert nicht sondern prüft sorgfältig und wägt ab.
Es gibt viele Wissenslücken bezüglich der Zielgenauigkeit und der nicht geplanten Wirkungen von CRISPR, TALEN & Co. Ob der veränderte Organismus genauso reagiert und sich weiterentwickelt, wie ein natürlicher Organismus oder ob er ungewollte Nebeneffekte hat, darüber liegen bisher keine Erkenntnisse vor. Die Eingriffstiefe bezüglich Organismus und Verhalten in der Umwelt ist bisher unbekannt. Das bestätigt sogar die wissenschaftliche Expertengruppe der EU-Kommission, die auf EU-Ebene die neue Technologie bewertet hat.
Und auch die Erfinderin der CRISPR/Cas9-Technologie selbst, Dr. Emmanuelle Charpentier, spricht sich für eine strenge Regulierung der Technik aus und sieht Europa hier sogar als Vorreiter.
Einen Gesundheitskommissar, der sich derart unsachlich und einseitig industriefreundlich gegenüber Kritikern in einer Debatte zu Risikotechnologien äußert, halte ich in einer neuen Kommission für nicht tragbar.“

Euractiv-Artikel mit Aussagen von Gesundheitskommissar Andriukaitis

Interview mit Dr. Emanuelle Charpentier

Weitere Infos unter:

https://www.martin-haeusling.eu/themen/agro-gentechnik.html

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