Grüne Europagruppe Grüne EFA

Waldschäden

24.05.2023

Hohe Wildbestände als Hindernis der natürlichen Waldverjüngung

Online-Veranstaltung von Martin Häusling MdEP

Mittwoch, 24. Mai von 19.00 - 21.00 Uhr

Aufzeichnung auf YouTube und Präsentationen

PROGRAMM

Der Wald schwächelt. Er ist durch den Klimawandel stark beeinträchtigt, allein 500 000 Hektar Wald sind seit 2018 durch die Dürresommer vertrocknet. Insekten und Schädlinge setzen den Bäumen zusätzlich zu. Der Zustand ist heute schlechter als in den 80er Jahren, als der Begriff des Waldsterbens geprägt wurde.
 
230524 Wald WildIn dieser ohnehin schwierigen Situation für den Wald führen zu hohe Wildbestände zu gravierenden Schäden. Ein Mangel an natürlichen Feinden und die Entwicklung der Landschaft hat zu diesem hohen Wildbestand geführt. Die hohen Bestände stehen nun im Widerspruch zur Waldverjüngung.
29.03.2023

Heute könnte die Entscheidung fallen: Wie geht es weiter mit großflächiger Holzverbrennung in der EU?

Am heutigen Nachmittag startet in Brüssel die voraussichtlich letzte Verhandlungsrunde über die zukünftigen Regelungen zu Erneuerbaren Energien (RED III). Dabei wird es auch um die Nutzung von Holz als Biomasse gehen - ob und wie Holzverbrennung in Zukunft als Erzeugung erneuerbarer Energie gezählt und gefördert werden kann. Ein Verhandlungsergebnis wird frühestens in den Morgenstunden des Donnerstages erwartet.
Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen Europafraktion und Mitglied im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments, hat für die Grünen die Verhandlungen im Umweltausschuss zu diesem Thema geführt:

„Es ist kein Zufall, dass die Frage der großflächigen Holzverbrennung erst heute in der letzten Verhandlungsrunde zwischen EU-Parlament, EU-Kommission und dem Rat (Trilog) abschließend geklärt werden soll. Das Thema ist ein heißes Eisen, mit sehr unterschiedlichen Positionen und viel Lobbydruck.

Schweden hat den Rats-Vorsitz inne und prägt mit seiner dogmatischen Haltung zur energetischen Nutzung von Holz die Verhandlungen. Bislang haben die Schweden wenig Entgegenkommen gezeigt beim Versuch, die Verbrennung von Holz strenger zu regulieren. Ginge es nach ihnen, so bliebe alles wie bisher: großflächige Holzverbrennung, die noch dazu als Erzeugung erneuerbarer Energie gerechnet und entsprechend subventioniert werden kann.

Diese Position ist aus meiner Sicht nicht hinnehmbar, sie wird den Erfordernissen unserer Zeit in Bezug auf Klimakrise und Artenverlust nicht gerecht. Der jüngsteIPCC-Bericht hat uns wieder mal drastisch vor Augen geführt, wie schlimm es um die Zukunft unseres Planeten steht, wenn wir unseren CO2-Ausstoss nicht schleunigst und drastisch reduzieren. Wälder spielen für die Kohlenstoff-Speicherung eine Schlüsselrolle. Die bisherige EU-Förderpolitik, die die energetische Nutzung von Holz gefördert hat, hat zu einem Anstieg der Holzernte geführt. Dabei ist ein Großteil unserer Wälder eh schon in einem miserablen Zustand.

Das Europäische Parlament hat sich deshalb auch gegen die Subventionierung des Holzverbrennens in Kraftwerken ausgesprochen. Es hat außerdem gefordert, dass die EU-Mitgliedsstaaten den Holz-Anteil an ihrem Erneuerbaren-Mix bis 2030 reduzieren.

Die Erneuerbaren Energien müssen schleunigst ausgebaut werden - Holz gehört aber nicht dazu. Statt weiter Gelder und Kapazitäten zu binden, muss die industrielle Holzverbrennung zugunsten der wahrhaft Erneuerbaren Sonne und Wind reduziert werden. Sollten die heutigen Verhandlungen nicht in diese Richtung gehen, wäre eine Vertagung der Verhandlungen auf die zweite Jahreshälfte, wenn Spanien den Ratsvorsitz führt, eine valide Option.“

Weitere Informationen:

Pressemitteilung Martin Häusling zur Position des Europäischen Parlaments zur Holzverbrennung
Faktencheck Holzenergie - was wirklich verhandelt wird im Rahmen der Überarbeitung der Erneuerbaren- Energien-Richtlinie (RED III)
Energetische Nutzung von Holz und Agrotreibstoffe – Handreichung zur Abstimmung im Europäischen Parlament am 14.9. 2022 zur Überarbeitung der Erneuerbaren-Richtlinie

02.03.2023

Wald unter wirtschaftlichem Druck: EU-Kommission muss handeln und das Ökosystem Wald vor wirtschaftlichen Interessen schützen!

Der Wald unter wirtschaftlichem Druck: EU-Kommission muss handeln und das Ökosystem Wald vor wirtschaftlichen Interessen schützen!

Die weltweite Holzindustrie boomt. Das hat negative Auswirkungen auf Natur- und Klimaschutz, wie zwei aktuelle Beispiele aus den USA und aus Rumänien zeigen: Andauernde illegale Rodungen in Rumäniens Wälder, die zu den ältesten und größten in Europa gehören, sowie eine ausufernde Holzpellet-Industrie in den USA, die vermehrt den europäischen Markt in den Blick nimmt. Martin Häusling, agrarpolitscher Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert:

„In Rumäniens Wälder wird weiter illegal gerodet, selbst in geschützten Gebieten. Mehr als die Hälfte des gehandelten Holzes aus Rumänien stammt aus illegalen Quellen. Deutschland ist zweitgrößter Abnehmer in der EU. Aktuelles Beispiel: In Moldovița wurde gerade ein als besonders wertvoll geltendes Waldstück mit knapp 2000 170 Jahre alten Bäumen illegal gerodet, obwohl der Wald Teil eines »Natura 2000«-Gebiets war. Die Art und die Menge der Abholzung ist nur möglich, weil es mafiöse Strukturen gibt. Die Rumäninnen und Rumänen sprechen von einer »Holzmafia«. Aktivistinnen und Aktivisten, die versuchen daran etwas zu ändern, leben gefährlich, denn inzwischen wurden mindestens sechs rumänische Förster ermordet. Internationale Firmen treiben diesen Raubbau an Rumäniens Wäldern weiter voran.

Es ist ein Skandal, dass die EU-Kommission gegen diese Zustände in Rumänien nicht härter durchgreift. Bereits 2020 leitete die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien ein, aber geändert hat das nichts. Die Kommission muss endlich konsequent handeln, statt nur Briefe nach Bukarest zu schicken.

Die Holzpellet-Industrie befeuert die Nachfrage nach Holz noch weiter - die Nachfrage steigt und steigt. Sprunghaft ansteigen könnte sie noch weiter, wenn Kraftwerke nach dem Kohleausstieg mit Holzpellets betrieben würden, was es unbedingt zu verhindern gilt. Denn diese würden ihren Brennstoff weltweit einkaufen.
Holzpellets, die durch Kahlschlagwirtschaft produziert werden, dürfen nicht auf den europäischen Markt importiert werden. In den USA werden für die Herstellung von Holzpellet zumeist riesige rechteckige Flächen komplett kahlgeschlagen. In Deutschland ist Kahlschlagwirtschaft verboten. Die Praxis von amerikanischen Unternehmen wie Enviva, welches diese Methode betreibt, ist nicht akzeptabel. Da das Lieferkettengesetz auch für amerikanisches Holz gilt, muss die EU-Kommission dementsprechend handeln und der Pallet-Industrie Auflagen erteilen, wenn sie den europäischen Markt bedienen will.“

 

12.12.2022

Kurzfilm zur Tagung: 5 vor 12 im Wald - wie gelingt der Umbau?

Am Montag, 12. Dezember fand die Online-Veranstaltung von Martin Häusling MdEP mit der Premiere des Kurzfilms „Welche Zukunft hat unser Wald“ statt.

Kurzfilm auf Youtube „Welche Zukunft hat unser Wald

Aufzeichnung der Online-Veranstaltung

 Programm

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Die Erwartungen an unsere Wälder haben in Zeiten des Klimawandels und der Biodiversitätskrise weiter zugenommen. Sie sollen CO2-Senke sein, Klimapuffer, Biodiversitätsschutzraum, sauberes Trinkwasser garantieren und nicht zuletzt Quelle für nachwachsende Ressourcen sein. Diesen vielfältigen Ansprüchen kann der Wald nicht gerecht werden. Besonders nicht nach den Dürrejahren und bei ständig neuen Rekordtemperaturen. Allein in den letzten fünf Jahren sind in Deutschland 400.000 ha Wald der Klimakrise zum Opfer gefallen, das entspricht einem Verlust von vier Prozent der Waldfläche.

02.12.2022

Waldschädigung durch Schalenwild - am Beispiel eines Waldes des Kellerwald

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02.12.2002 HNA „Das ist Waldverwüstung“ - Anhörung zur Rotwildsituation rund um Bad Zwesten

05.10.2022 ARD Plusminus - Klimawandel und Wild - Der Wald leidet

30.09.22 HNA Bad Zwesten: Rotwild schädigt Wald stark
Die hohe Rotwild-Population im Hohen Kellerwald bei Bad Zwesten sorgt für Ärger. Die Folgen der hohen Bestände sind Ernteeinbußen und immense Verbiss- und Schälschäden an Bäumen.

08.09.22 HNA „Der Wald insgesamt schwächelt“: Jana Ballenthien von „Robin Wood“ über den Zustand des Walds

12.08.22 HR hessenschau - Hirsche sorgen für Streit in Bad Zwesten

16.01.22 HNA Drückjagden sollen helfen, die Rotwild-Population im Wald bei Bad Zwesten zu reduzieren
Abgefressene Felder, verbissene junge Bäume und keine Chance auf Waldverjüngung – im Wald bei Bad Zwesten richten große Rudel von Rotwild immense Schäden an.

16.10.20 HNA Land- und Forstwirte beklagen Schäden durch Rotwild
Abgefressene Felder und zerstörte Buchenbestände und keine Chance auf Waldverjüngung – im Wald bei Oberurff richten große Rudel von Rotwild immense Schäden an.

09.09.2022

Zur heutigen Tagung "Waldzukunft / Zukunftswald“: Unsere Wälder stehen unter massivem Druck, dem sie nicht mehr gerecht werden können!

Heute findet in Bad Zwesten die Tagung "Waldzukunft / Zukunftswald“ statt. Mit namhaften Referentinnen und Referenten wurde über diverse Themen in Bezug auf Wald diskutiert, neben einer Bestandsaufnahme wurde über das Spannungsfeld von Naturschutz und Ressourcen-Nutzung sowie über die Hindernisse für eine klimaangepasste Wald-Verjüngung diskutiert und darüber gesprochen, wie die Politik den Waldumbau unterstützen kann. Dazu kommentiert Gastgeber Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss.

„In Europa und auch weltweit setzen wir hohe Erwartungen an den Wald: Er soll CO2-Senke sein, Klimapuffer, Schutzraum für die Biodiversität und nicht zuletzt Quelle für nachwachsende Ressourcen. Doch wenn wir in die deutschen und europäischen Wälder schauen, zeigt sich uns ein ganz anderes Bild – Dürreschäden durch die ständig neuen Rekordtemperaturen und Hitzesommer, der Borkenkäfer und überhöhte Wildbestände sowie die immer intensivere Nutzung für Bauen oder Heizen haben ihm stark zugesetzt. Dieses Jahr folgte in Deutschland und in Europa ein Waldbrand auf den nächsten, aktuell brennt es im Harz. Unsere artenarmen Wälder sind anfällig geworden und können dem Stress kaum widerstehen.

Wir müssen ehrlich auf unsere Wälder schauen und darauf, was sie leisten können. Die Wälder können in ihrem jetzigen Zustand den vielfältigen Ansprüchen nicht annährend gerecht werden. Die Rechnung der klimaneutralen Nutzung des Waldes ist weit ab der Realität und die Pläne, den Wald noch stärker in die energetische Nutzung zu nehmen, verschließen sich jeglicher Wirklichkeit. Wir müssen politisch umsteuern! Wir brauchen einen artenreichen Umbau der Wälder, aber auch Rückzugsgebiete mit weniger Nutzung.

Wenn wir Wald aus der Nutzung nehmen oder die Nutzung stark herunterfahren, müssen wir auch ehrlich darüber sprechen, wie wir die Waldeigentümer dafür entschädigen können. Dazu müssen wir politische wie gesellschaftliche Lösungen finden. Wir müssen dabei aus unseren Fehlern bei der Landwirtschaftspolitik lernen und nicht einfach den Besitz von Wald, also die Fläche, fördern, sondern eine nachhaltige Bewirtschaftung.“

Prof. Dr. Pierre Ibischvon der Hochschule Eberswalde kommentiert: „Den Wald zu erhalten sollte unsere oberste Priorität sein. Die Art, wie wir den Wald nutzen, ist dabei natürlich sehr relevant. Klimatisch können wir uns auf nichts mehr verlassen, deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Böden, die wir noch haben möglichst lange intakt bleiben und nicht einfach wahllos Bäume pflanzen, die dem Standort nicht gerecht werden.“

Jana Ballenthien, Waldreferentin bei Robin Wood, merkt an, dass unsere Verantwortung für den Wald nicht an den deutschen Grenzen endet. Denn Holzverfeuerung findet in Europa bereits statt. „Pellets, die in Kohlekraftwerke gehen, sind ein globales Phänomen und ein Desaster für unsere Wälder.“ Insgesamt brauche es eine größere Wertschätzung des Wertstoffes Holz und eine gesellschaftliche verankerte Holzsuffizienz.

Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen, ist sich sicher, dass es ohne den Wald als Klimapuffer in der Klimakrise nicht gehen wird. „Dazu müssen wir die Nutzung runterfahren und die Waldbesitzer dafür entschädigen.“

Matthias Schickhofer, Strategic Consultant, erklärt: „Wir rechnen uns viel schön, z.B. wenn Fläche, die kahlgeschlagen wurde, weiter als Wald gerechnet wird. Waldnutzung ist nicht klimaneutral, wir zerstören mit der Art, wie wir momentan mit unseren Wäldern umgehen, die Lebensgrundlage unserer Kinder. Wir müssen uns endlich auch im Wald an die Systemgrenzen halten.“

Manuel Schweiger, Leiter des Nationalpark Kellerwald, sieht in seinen Wäldern eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber der diesjährigen Hitze und Dürre. „Im Kellerwald haben wir noch Urwald-ähnliche Waldstücke. Diese Systeme mit geschlossenen Kronendächern überstehen Wetterextreme besser und passen sich besser an neue Bedingungen an.“

Die Hessische Umweltministerin, Priska Hinz, zeigt bei der Tagung Lösungen auf: „Wir machen den Wald in Hessen klimastabil. Zehn Prozent des hessischen Staatswaldes haben wir aus der Nutzung genommen. Hier können sich seltene Arten ungestört entwickeln und die Funktion des Waldes als CO2-Senke wird gestärkt.“

Weitere Informationen:

Mehr Infos zur heutigen Tagung: https://www.martin-haeusling.eu/termine/2850-tagung-zur-zukunft-des-waldes.html

PM vom 14.07.22: Verfeuern von Holz in Kraftwerken und Industrie ist keine Option!

PM vom 21.03.22: Der Wald als Klimapuffer geht verloren!

21.03.2022

Tag des Waldes: Der Klimapuffer geht verloren

Die anhaltende Trockenheit dieses Frühjahrs, die Dürresommer der vergangenen Jahre- das bleibt nicht ohne Folgen für den Wald, mindestens örtlich herrschen dramatische Zustände, die an ein Waldsterben 2.0 erinnern. Zum heutigen Tag des Waldes sagt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss:

„Die Lage des deutschen Waldes ist weiter verheerend. Wir stehen immer stärker vor der Frage, inwieweit die übliche kommerzielle Nutzung von Holz aus Wäldern in Zeiten des Klimawandel noch praktikabel bleibt. Ist sie weiter möglich und verantwortbar oder ökologisch nur noch eingeschränkt vertretbar?
Vor allem in alten Buchenwäldern ist der Einschlag aus meiner Sicht zunehmend problematisch. Hessen beispielsweise geht den richtigen Weg, wenn es zuletzt den Einschlagsstopp in alten Buchenbeständen der europaweit geschützten FFH-Gebiete um ein Jahr verlängerte. Aber längst geht es nicht mehr um die Frage, ob man unter Schutz stehende Wälder verschont, sondern diese Frage stellt sich zunehmend auch für andere Wälder.
Wir müssen uns darüber klar werden: Längst verliert der Wald seine ökologische Rolle als Klimapuffer und damit als kühlender Hort, der Temperaturspitzen brechen hilft. Denn die Bestände sind lückig, dürr, aufgerissen. Der Wald ist inzwischen oftmals keine CO2-Senke mehr, der bei der Bewältigung der Klimakatastrophe hilft, sondern er ist selbst zum Emittenten geworden.
Das ist die Realität, und sie zwingt uns, mehr und deutlich stärker als bisher den Klimawandel zu bekämpfen. Auf allen Ebenen. Das ist in schwierigen Zeiten wie den heutigen umso wichtiger. Wenn uns der Wald als Stabilisator fehlt, dann ist dieser Kampf fast aussichtslos.“

 

Mehr Informationen:
Dossier im Auftrag von Martin Häusling "Die Vergebliche Suche nach dem Superbaum"

 

21.02.2022

Satellitendaten zeigen: Klimawandel vernichtet riesige Flächen im deutschen Wald

Satellitenaufnahmen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigen, dass der Klimawandel dem Wald viel stärker zusetzt als bislang angenommen: Fast fünf Prozent der Wälder gingen zwischen 2018 und 2021 durch Hitze und Dürre verloren. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert das Desaster:

„Die aktuelle Auswertung der Daten durch das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zeichnet ein erschreckendes Bild. Die Analyse übertrifft in ihrer Dramatik alle bisherigen Aussagen. Der Deutsche Wald hat einen schier irreparablen Schaden erlitten.
Die Bilder zeigen, dass vor allem in einem mittleren West-Ost-Gürtel Deutschlands die Verluste besonders hoch sind: Von der Eifel, übers Sauerland, die nordhessischen Wälder sowie Harz und Thüringer Wald bis in die Sächsische Schweiz sind extrem betroffen. Meistens sind es die in der Nachkriegszeit gepflanzten Fichtenforsten, aber nicht nur. Allein Nordrhein-Westfalen verlor innerhalb von drei Jahren mehr als ein Viertel seiner Fichtenwälder, in einigen Landkreisen waren es sogar mehr als zwei Drittel.
Längst sind auch Buche und Kiefer oder seltenere Baumarten wie Esche oder Bergahorn unter den abgängigen Hölzern. Insgesamt ging eine halbe Million Hektar Wald der 11,4 Millionen Hektar verloren. Mögen sich einige Teile der Laubwälder auch regenerieren können, die Fichtenwälder sind auf riesigen Flächen verloren. Damit aber verlieren wir einen bedeutenden Baustofflieferanten.
Dieser Katastrophe dürfen wir nicht länger tatenlos zusehen oder sie als vorübergehend, weniger wichtig betrachten! Zumal eines immer deutlicher wird: Wenn in der Klimadebatte der Wald als CO2-Speicher und damit als ein Rettungsanker betrachtet wird, so zeichnen die aktuellen Daten ein gänzlich anderes Bild. Längst ist angesichts der großflächigen Verluste der Wald zum Emittenten geworden, statt zum Puffer. Der kühle, das Klima bewahrende Wald: Das war einmal.“

 

16.07.2021

Neue EU-Waldstrategie: Nur natürliche Wälder helfen im Klimawandel

Die von der EU-Kommission präsentierte Waldstrategie wird den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht, meint Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments:

„Ich stimme der Kommission in einem Punkt zu: Wälder sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel und gegen den Verlust der biologischen Vielfalt. Sie können die Auswirkungen des Klimawandels abfedern, können die Folgen von Hochwasserkatastrophen bremsen, die Auswirkungen von Dürren mildern und kühlend wirken.
Doch diese Wirkung setzt voraus, dass die Wälder stabil, intakt und mindestens halbwegs naturnah belassen werden. Davon sind wir oftmals weit entfernt.
Das zeigt sich etwa beim Programm, mit drei Milliarden Bäumen die Folgen der vergangenen trockenen und heißen Sommer zu übertünchen. Denn niemand weiß ernsthaft, welche Baumarten überhaupt bei weiter steigenden Temperaturen dem künftigen Klima trotzen können. Statt hektisch in teure Pflanzaktionen zu verfallen, wäre es in vielen Fällen besser, dem Wald Zeit für einen natürlichen Wandel zu lassen. Damit wäre ihm und uns langfristig viel stärker gedient.
Derzeit findet viel zu wenig ökologisch geprägter Waldumbau statt. Es entsteht der Eindruck, dass eine Plantagenform lediglich durch eine neue ersetzt wird, dass die nicht an örtliche Verhältnisse angepassten Fichten nun durch Douglasien ersetzt werden. Diese passen nicht in hiesigen Öko-Systeme.
Wir müssen uns zudem leider verabschieden von der Vorstellung, dass nur die Amazonas-Regenwälder keine CO2-Senken mehr sind, weil dort Abholzung und Brandrodung die Natur aus dem Gleichgewicht werfen. Wir stehen auch in Europa vor der akuten Gefahr, dass dies auch auf hiesige Wälder zutrifft.
Wälder mit Plantagencharakter versagen im Kampf gegen den Klimawandel. Wir brauchen artenreiche, strukturierte, vielfältige Wälder, keine grün verputzten Bretter, von denen einst der österreichische Schriftsteller Robert Musil sprach. Hinzukommt die drohende Ausbeutung, wenn Holz in industriellem Maßstab in die Öfen bisheriger Kohlekraftwerke geworfen wird. Solche Strategien vernichten eine reiche Waldnatur und zerstören alle Hoffnung auf den wirksamen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, den wir so dringend benötigen.“

 

24.02.2021

Waldbericht der Bundesregierung: Notstand im Wald

Der desaströse Waldbericht von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner offenbart die ganze Rat- und Hilflosigkeit der Bundesregierung beim Umgang mit den Klimafolgen für den deutschen Wald, meint Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss:

„Die Lage des deutschen Waldes ist angesichts der Dürre der vergangenen Sommer derart verheerend, dass wir vor einem unmittelbaren Notstand stehen – 80 Prozent der Bäume sind krank oder abgestorben und über 400.000 ha Fläche sind entwaldet, das ist ein drastischer Befund. Der Wald ist inzwischen keine CO2-Senke mehr, der bei der Bewältigung der Klimakatastrophe hilft, sondern er ist selbst zum Emittenten geworden. Das wird in Berlin immer noch nicht begriffen.
Stattdessen schüttet Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner immer noch mehr als anderthalb Milliarden Euro mit der Gießkanne aus. Doch wer garantiert, dass mit diesen Summen wirklich naturnahe Wälder aufgebaut werden? Derart wenig differenzierte Hilfen versagen regelmäßig bereits bei der Landwirtschaft. Wir brauchen in Zukunft keine Beihilfen pro Hektar, sondern müssen das Geld für den Aufbau naturnahe Wälder mit heimischen Baumarten ausgeben. In erster Linie sollte wieder die Eiche einen größeren Stellenwert haben, die wesentlich besser mit der Trockenheit klarkommt.
Das funktioniert nur, wenn wir endlich das überbordende Wildproblem in den Griff bekommen. Die zaghaften Ansätze aus Ministerin Klöckners Jagdnovelle genügen nicht, zu einem naturnahen Wald gehören angepasste Wildzahlen von Rehen und Hirschen. Nur dann aber ist Waldaufbau wieder möglich.
Gleichzeitig verlange ich einen mindestens partiellen Einschlagstopp für alte und ältere Buchen. Es ist unübersehbar, dass ein einmal aufgerissener Wald zur zusätzlichen Aufheizung führt, damit das Waldsterben anheizt und obendrein die Schadflächen ausdehnt.
Ministerin Klöckner muss endlich außerdem ihren Blick weiten: Denn ganz wie in der Landwirtschaft kennt auch der Wald ein Stickstoffproblem: Solange aber Stickstoffverbindungen aus Verkehr und Landwirtschaft in viel zu hohen Dosen über die Wälder wehen und dort für eine fatale Überdüngung sorgen, solange werden wir mitten im Klimawandel das Waldsterben nicht aufhalten können. Auch das muss Ministerin Klöckner endlich begreifen.
Im Übrigen zeigt der alarmierende Zustand des Waldes, wie dringend Maßnahmen nötig sind, um den Ausstoß von Klimagasen zu senken sind. Da versagt die Bundesregierung in vielen Bereichen kläglich.“

Mehr Informationen:
https://www.martin-haeusling.eu/presse-medien/publikationen/2547-studien-die-vergebliche-suche-nach-dem-superbaum.html

 

03.12.2020

Diskussionspapier Jagd: Überhöhte Wildbestände - Was muss sich wirklich ändern?

Titel Jagd Angesichts der Auswirkungen des Klimas auf den Wald wird auch dem Thema Jagd aktuell mehr Aufmerksamkeit gewidmet: So wird nicht nur eine Novelle des Bundesjagdgesetz vorbereitet, sondern auch der besorgniserregende Zustand des Waldes ist in den Fokus gerückt und zeigt den enormen Handlungsbedarf dort.
Das Diskussionspapierhabe ich in Auftrag gegeben, um eine breite Diskussion zur bisherigen Situation im Wald, an der sich seit Jahrzehnten nichts geändert hat, zu unterstützen.


16.11.2020

WÄLDER IM FOKUS DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS 2020

Das Europäische Parlament hat sich im Jahr 2020 mit drei Walddossiers befasst. Im Folgenden ein kurzer Überblick mit weiterführenden Links und als pdf zu Download

A) Bericht mit Empfehlungen an die Kommission für einen EU-Rechtsrahmen zur

Eindämmung und Umkehrung der von der EU verursachten weltweiten Entwaldung

Federführung:  Umweltausschuss (ENVI)

Stellungnahme des AGRI: Berichterstatter Martin Häusling

Plenarabstimmung:22.10.2020

Link zum Bericht: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2020-0179_DE.html

Plenarredebeitrag Martin Häusling:hier

Zusammenfassung: Etwa 12 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen sind auf die weltweite Entwaldung zurückzuführen. Jedes Jahr werden etwa 13 Millionen Hektar entwaldet, hauptsächlich um aus den Waldflächen landwirtschaftliche Nutzflächen zu machen. Zerstörung von Artenvielfalt, Lebensräumen und Menschenrechtsverletzungen gehen damit einher.
Damit muss Schluss sein! Europa darf durch seinen Konsum nicht weiter Mitschuld tragen an der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Kernstück der geforderten Verordnung ist deshalb die verbindliche Sorgfaltspflicht, d.h. kein Produkt, dass in die EU gelangt, darf an seinem Herkunftsort zur Entwaldung beigetragen haben und/oder zu damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen geführt haben. Auch bei der öffentlichen Auftragsvergabe muss es Standard werden, dass nur mit entwaldungsfreien Produkten gearbeitet wird.
Freihandelsabkommen dürfen nur dann Gültigkeit haben, wenn sie Abholzung auf Kosten von Natur und Menschenrechten ausschließen. Auch die Herstellung von Agrotreibstoffen darf keine Abholzung verursacht haben. Die Proteinversorgung unserer Nutztiere muss verstärkt aus heimischem Anbau statt beispielsweise mit importiertem Soja gewährleistet werden.
Ausgezeichnet ist auch, dass der Bericht nicht nur die Zerstörung oder Degradierung von Wäldern, sondern auch von allen anderen Ökosystemen abdeckt. Und dass er die besondere Bedeutung von Primärwäldern hervorhebt.

B) Bericht ‚Die Rolle der EU beim Schutz und der Wiederherstellung der Wälder der Welt‘

Federführung: Umweltausschuss (ENVI), verantwortlicher Grüner: Martin Häusling

Plenarabstimmung: 15.9.2020

Link zum Bericht: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2020-0143_DE.html

Zusammenfassung: Der Bericht des Europäischen Parlaments ist eine Reaktion auf die Mitteilung der Europäischen Kommission vom Sommer 2019: "Stepping up EU action against deforestation". Der Bericht fordert verbindliche Sorgfaltspflicht für Firmen, die Produkte auf den EU-Markt bringen, die möglicherweise zu Abholzung geführt haben könnten. Außerdem fordert er, dass keine EU Finanzinstitutionen an Abholzung oder Menschenrechtsverletzungen beteiligt sein dürfen. Für den Schutz und die Wiederherstellung der Wälder und der Waldökosysteme werden verbindliche Ziele und ausreichende Finanzmittel gefordert. Besonderes Augenmerk liegt auf den Primärwäldern. Auch darf die EU Energiepolitik nicht zur Abholzung beitragen. Indigene Gemeinschaften, insbesondere Frauen, und auch Umweltaktivist/Innen dürfen nicht in Bedrängnis kommen.

C) Europäische Forststrategie

 

Bericht des federführenden Landwirtschaftsausschusses zur Forststrategie: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2020-0257_DE.html

Stellungnahme des Umweltausschusses zur Forststrategie: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/ENVI-AD-646939_DE.html

Plenarabstimmung: 6.10.2020

Link zum Bericht: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2020-0257_DE.html

Plenarredebeitrag Martin Häusling: hier auf twitter

Zusammenfassung:Die Grünen konnten die vom Agrarausschuss vorgelegten Vorschläge nicht mittragen. Diese orientierten sich hauptsächlich an der Nutzung der Wälder, nicht an deren Bewahrung oder Renaturalisierung. Die Strategie klassifiziert Holz gemäß der Richtlinie für Erneuerbare Energie als erneuerbaren Rohstoff. Dass die Verbrennung von Holz klimaschädlich ist und zu einem starken Anstieg des Holzeinschlags geführt hat, negiert sie. Zudem ist die Plenarposition viel zu schwach in ihren Forderungen für den Waldschutz und steht damit im Widerspruch zur Biodiversitätsstrategie.

 

Vorausblick auf 2021:

Die Europäische Kommission hat angekündigt, dass sie bis Juni 2021 einen Gesetzesvorschlag auf den Tisch legen wird, der die Entwaldung und Walddegradation, mitausgelöst durch Europäischen Konsum, angehen wird.

 

05.11.2020

Klöckners Jagdnovelle: Der klimagestresste Wald bleibt schutzlos

Die von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vorgelegte Novelle des Bundesjagdgesetzes bleibt ein unzureichendes Konstrukt, das im Gegensatz zu den Ankündigungen der Ministerin fern von einer „großen Reform“ ist, kommentiert Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss des EP:

„Alles ist möglich, also bleibt fast alles beim Alten. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vermag es selbst im Angesicht des durch den Klimawandel ausgelösten Waldsterbens nicht, konsequente Schritte durchzusetzen, um eine natürliche und artenreiche Verjüngung der gestressten Wälder zu forcieren. Dazu müssen die Bestände an Rehwild und an Rothirschen in vielen Bereichen reduziert werden. Das aber ist mit dem im Bundeskabinett vorgelegten Entwurf für ein neues Jagdrecht nur bedingt möglich. Offenbar hat sich die Jagdlobby erfolgreich durchgesetzt, um die Wildbestände hochzuhalten.
Es bleibt zwar bei dem bereits im Sommer angekündigten Mindestabschuss für Rehwild, um dem natürlichen Waldaufwuchs eine Chance zu geben und „eine Naturverjüngung des Waldes im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen“ zu ermöglichen, was im Prinzip eine richtige Vorgabe ist. Aber nun fügt die Novelle Obergrenzen und einen zahlenmäßigen „Korridor“ ein, innerhalb dessen die Bestände reguliert werden dürfen. Damit aber ist klar: Da im Regelfall der Wildbestand stets zu klein gerechnet wird, bleibt es auch künftig bei hohen Wildbeständen und waldschädigenden Verbiss- und Schälschäden. Sie aber verhindern den gerade im Klimawandel nötigen artenreichen Wald.
Daran werden nur im optimalen Fall die angekündigten Vegetationsgutachten oder die völlig unbestimmte „Möglichkeit“ noch ein „Lebensraumgutachten“ hinzuzuziehen, etwas ändern können. Wer erstellt diese Gutachten? Wer gibt sie in Auftrag? Und vor allem: Was sind die Kriterien, an denen sich ein Gutachter orientieren soll? Zu erwarten steht, dass lediglich Verbiss und Schälung der bekannten Hauptbaumarten, also an Fichte, Kiefer, Buche und Eiche, Grundlage sein werden. Das aber kann keinesfalls ausreichend sein. Basis muss die gesamte natürlicherweise zu erwartende Vegetation sein. Obendrein ist alles auf Freiwilligkeit ausgerichtet, die Rolle der oft wenig sachverständigen Grundstückseigner bleibt schwach, und die Rolle der Behörden steht soweit am Ende des Prozesses, dass sie wohl erst eingreifen können, wenn alles eklatant aus dem Ruder gelaufen ist.
Überdies orientiert sich das Klöckner-Papier allein am Reh- und – wegen der Afrikanischen Schweinepest - am Schwarzwild. Die örtlich ungleich größeren Probleme im Wald und auf umliegenden Feldern aber bereitet das Rotwild. Diese Wildtierart aber wird wegen der Trophäe gehätschelt und stellt besondere Lebensraumansprüche, die hierzulande kaum noch erfüllt werden können. Zu diesem mit viel Tradition und Ideologie versehenem Kapitel schweigt die Ministerin, dabei ist gerade an diesem Punkt die Antiquiertheit des deutschen Jagdrechts offenkundig. Daran will sich Klöckner nicht die Finger verbrennen. Sie bleibt, wie so oft, hinter ihren blumigen Worten mutlos.“

 

06.10.2020

Spannende Abstimmung im Europäischen Parlament zur Forststrategie: Im Klimawandel muss die Nutzung der Wälder reduziert werden

Die europäische Forststrategie steht im Zentrum einer Debatte des Europäischen Parlaments, die am Vormittag beginnt. Für die Grünen ist klar: Die vom Agrarausschuss vorgelegten Vorschläge für die Forststrategie sind für die Fraktion nicht tragbar. Bei der Abstimmung im Plenum werden die Grünen deshalb für die Position des Umweltausschusses stimmen. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert:

„Unsere Wälder sind in einem katastrophalen Zustand. Nicht nur in Übersee, auch in Europa sieht es düster aus für die Wälder. Trockenheit, Schädlingsbefall und Waldbrände: Der Klimawandel ist zu einem riesigen Problem in den Wäldern geworden. Selbst bei Wäldern, die zum Natura-2000-Netz gehören, weisen nur 15 Prozent einen guten Zustand auf [1].
Die Europäische Kommission muss ihre Vorstellungen für eine Forststrategie so schnell wie möglich überarbeiten. Wir brauchen dringend zielführende gesetzliche Vorgaben, um unsere Wälder vor der weiteren Zerstörung zu schützen. Es ist auch richtig, dass das Europäische Parlament sich seinerseits mit Beiträgen zur Forststrategie beteiligt.
Die Schwerpunktsetzung im Europäischen Parlament ist, da vorwiegend an der Nutzung statt an der Bewahrung orientiert, allerdings besorgniserregend. Diese Auffassung darf so keinesfalls in die Forststrategie oder andere Waldgesetzgebung einfließen. Denn meine konservativen Kollegen sprechen gerne von ‚multifunktionaler Forstwirtschaft‘ und ‚nachhaltiger Waldbewirtschaftung‘. Im Sinn haben sie dabei aber die Nutzung der Wälder als Rohstoffquelle: Holz zur Energiegewinnung und als Bau- und Werkstoff.
Das Argument, Holz sei als nachwachsender Rohstoff klimafreundlich, ist einfach falsch. Wir dürfen nicht weiter versuchen, unsere Klimabilanz zu beschönigen, indem wir Holz in Kohlekraftwerken verfeuern. Mit jedem verheizten Baum wird auch das CO2 freigesetzt, das er gespeichert hatte. Der Klimawandel lässt grüßen und die Artenvielfalt bleibt dabei auf der Strecke. Auch lassen sich alte gefällte Bäume nicht einfach, wie gerne behauptet, durch Neupflanzungen ersetzen. Besonders alte Bäume lagern besonders viel CO2 ein und haben darüber hinaus unschätzbaren Wert für unsere Ökosysteme.
Bei der heutigen Diskussion und Abstimmung prallen also zwei Welten aufeinander. Wir Grüne haben dazu aufgerufen, nicht für die Position des Landwirtschaftsausschusses zu stimmen, der - wenn auch in schöne Worthülsen gekleidet - eine weitere fatale Überbeanspruchung unserer Wälder propagiert. Stattdessen setzen wir uns dafür ein, eine Mehrheit für die Position des Umweltausschusses zu erzielen, der konstruktiv die behutsame Nutzung, aber vor allem auch den Schutz unserer Wälder erreichen will.“

[1] Hintergrundpapier Martin Häusling zur Waldnutzung

- Bericht des Landwirtschaftsausschusses zur Forststrategie

- Stellungnahme des Umweltausschusses zur Forststrategie

- Studie "Die vergebliche Suche nach dem Superbaum"