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Stern - Die Grünen fordern von der Bundesregierung eine gründliche Prüfung der Risiken des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Dass die Weltgesundheitsorganisation das Pflanzengift als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft habe, sei alarmierend und müsse Konsequenzen haben, mahnte der Pestizid-Experte der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Ebner, an. Die Bundesregierung dürfe sich daran "nicht länger vorbeimogeln". Sie müsse die Zulassung von Glyphosat "umgehend aussetzen und die Risiken gründlich untersuchen".

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Unkrautvernichtungsmitteln und das am weitesten verbreitete Pflanzengift. Es blockiert ein Enzym, das für die Proteinsynthese in Pflanzen zuständig ist. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz des Herbizids überlebt. Glyphosat wird vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch zur Unkrautvernichtung in Parkanlagen, auf Bahngleisen und in Gärten.

In der EU ist das Unkrautvernichtungsmittel seit 2002 zugelassen, eine turnusmäßige Neuzulassung ist derzeit im Gange. Im EU-weiten Zulassungsprozess für Glyphosat ist Deutschland als Berichterstatter für die Koordination zuständig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte dazu die Gesundheits- und Umweltrisiken von Glyphosat erneut überprüft. Es sieht nach eigenen Angaben "keine Hinweise auf krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat".

Die Einschätzung der WHO zeige, dass das "allgegenwärtige Allzweck-Ackergift" anders als vom BfR beurteilt alles andere als "harmlos" sei, erklärte der Grünen-Experte Ebner. "Die zuständigen Behörden, allen voran das BfR, müssen ihre offensichtlich unzulänglichen Risikobewertungen überarbeiten." Das laufende EU-weite Neuzulassungsverfahren müsse "von Grund auf neu aufgerollt werden". Der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling forderte, die EU-Kommission müsse dafür sorgen, dass die "einseitig zustande gekommene Bewertung" des BfR kritisch von der zuständigen EU-Behörde EFSA überprüft werde.

Glyphosat war am Freitag von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einer WHO-Unterorganisation, mit zwei weiteren Unkrautvernichtungsmitteln als "wahrscheinlich" krebserregend eingestuft worden. Der US-Konzern Monsanto, der das Mittel in den 70er Jahren entwickelte und unter dem Namen Roundup vertreibt, kritisierte die Einschätzung scharf. Er warf der IARC vor, "absichtlich" Untersuchungen außer Acht gelassen zu haben, die in Glyphosat keine Gefahr für die menschliche Gesundheit sehen.
AFP

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