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Wedemark-EchoWedemark-Echo - Informationsveranstaltung der GRÜNEN 
Mellendorf (st). Zu einer Informationsveranstaltung über das Thema „Den Artenschwund stoppen – ein unmögliches Projekt?“ hatte Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Ortsverband Wedemark, am Donnerstagabend in das Gasthaus Stucke nach Mellendorf eingeladen. Grünen-Vorstandssprecherin Ute Lucka konnte zirka 50 Gäste begrüßen. „Wer sich einliest in die Materie wird schnell Zweifel bekommen, dass es überhaupt noch gelingen kann, die unheimliche Arten-Erosion aufzuhalten“, lautete ihr Eingangsstatement. Zu dem facettenreichen Thema hatten fünf Ansprechpartner auf dem Podium Platz genommen: Martin Häusling, Mitglied des Europäischen Parlaments und agrarpolitischer Sprecher der Fraktion die GRÜNEN/EFA, Gisela Wicke, Geschäftsbereichsleiterin Regionaler Naturschutz im NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), Bio-Landwirt Dirk Grahn aus Garbsen-Schloß Ricklingen, Eike Lengemann vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Referat für Schienen und Öffentlichen Personennahverkehr, sowie Holger Hennies, Landwirt und Geschäftsführender Vorstand im Landvolk Hannover. Wilhelm Lucka, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat der Wedemark, hatte die Leitung der Podiumsveranstaltung übernommen. Unter Bezugnahme auf den Agrar-Report 2017 – Biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft – des Bundesamts für Naturschutz erklärte er, die Ziele der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt würden verfehlt. „Die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union sowie die nationale Agrarpolitik leisten auch nach der letzten Reform 2013 keinen substanziellen Beitrag, um dem anhaltenden Verlust der biologischen Vielfalt wirksam entgegenzutreten“, zitierte Wilhelm Lucka aus dem Report. In ihren Eingangsstatements stellten die fünf Gastredner ihre jeweilige Position zu der Thematik vor. Gisela Wicke berichtete, dass im NLWKN seit zirka 30 bis 40 Jahren Ackerwildkräuter untersucht werden. „Es stehen heute ein Drittel der Ackerwildkrautarten auf der Roten Liste“, so die Biologin. Sie regte an, Landwirte noch stärker über Artenschutzmaßnahmen und entsprechende Agrarprogramme zu beraten. Auch der Verbraucher trage dazu bei, welche Artenvielfalt es in der Natur gebe. Mit seinem Einkauf – möglichst regionaler Produkte – nimmt der Verbraucher direkten Einfluss auf diese Vielfalt, hieß es. EU-Politiker Martin Häusling widmete sich in seinem Statement auch dem Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft, vor allem dem Unkrautvernichter Glyphosat sowie den Neonicotinoiden (hochwirksame Insektizide). Die Kulturlandschaft habe sich in den letzten Jahren durch landwirtschaftliche Anbaumethoden geändert, machte der deutlich. „Warum belohnen wir nicht die Bauern, die etwas für die Umwelt tun?“, fragte er mit Hinweis auf die derzeitige Subventionskultur. Kritisch setzte sich der EU-Politiker auch mit dem exzessiven Sojaanbau in Südamerika auseinander. Um die Verhältnisse zu verbessern, sieht er vor allem die Politik in der Pflicht. „Wir müssen die Öffentlichkeit an der Gestaltung der Agrarpolitik beteiligen“, erklärte Martin Häusling. Landvolk-Repräsentant Holger Hennies stellte die Sichtweise der Landwirtschaft dar. Änderungen in den Anbauvielfalten, Aufgabe von Brachland sowie den Bau von Biogasanlagen nannte er als einen Grund für den Rückgang der Artenvielfalten. Bio-Landwirt Dirk Grahn zeichnete ein Bild seines Hofs, auf dem er 50 Prozent der ökologischen Landwirtschaft widmet, was zu weniger Ertrag führe. „Aber nicht viel weniger“, ergänzte er. In seinem Statement setzte er sich für nachhaltige Landwirtschaft ein. Den Bauern müsse ein Grundeinkommen gesichert und die Artenvielfalt gefördert werden. Eike Lengemann kam auf das Bundestagswahlprogramm 2017 der Grünen zu sprechen, das mit Kapiteln wie „Umwelt im Kopf“ und „Wir erhalten unsere Natur“ den Stellenwert des Naturschutzes von Beginn an betont. Wasserqualität und Nitratbelastung waren weitere Themen, denen er sich widmete. In der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass es unterschiedliche Auffassungen zum Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft gibt. Holger Hennies wehrte sich jedoch gegen Pauschalverurteilungen. Er beklagte zudem den Verordnungsdruck, unter dem immer mehr landwirtschaftliche Betriebe zu leiden hätten. „Die Betriebe, die wir schützen wollen, werden platt gemacht – und das tut weh“, brachte er es auf den Punkt. Jeden Tag sei zudem ein landwirtschaftlicher Flächenverlust von 75 Hektar zu verzeichnen, das seien zirka 75 Fußballfelder, berichtete Dirk Grahn. Aus den Reihen der Zuschauer kamen unter anderem Anregungen, Grünflächen der Gemeinde nicht so oft zu mähen und mehr Brachland zum Wohl der Artenvielfalt zu nutzen. Thematisiert wurde auch die EU-Landwirtschaftspolitik, die eine grundlegende Änderung erfahren sollte. Das Verhältnis von Fördergeldern für landwirtschaftliche Erzeugnisse von derzeit 70 Prozent und 30 Prozent für ökologische Schutzmaßnahmen sollte auf 30/70 umgestellt werden. Dafür sprach sich auch Martin Häusling aus. „Wir haben Verantwortung – die müssen wir auch wahrnehmen“, betonte der EU-Politiker und setzte sich in seinem Schlusswort für einen Konsens mit den Landwirten ein. Nach zweieinhalb Stunden beendete Wilhelm Lucka die informative Veranstaltung und Ehefrau Ute bedankte sich bei den Podiumsgästen mit einem Präsent.

 

Video

Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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